Und wieder ist es Zeit für ein neues NoFX-Album. Und irgendwie ist natürlich alles beim Alten geblieben. Obwohl „First Ditch Effort“ auf jeden Fall schon mal interessanter geworden ist, als zum Beispiel „Coaster“ oder „Self Entitled“.
Und das liegt nicht unbedingt an den kleinen Experimenten im Sound (zum Beispiel dem Intro zu „Happy Father's Day“ oder dem ab und zu auftretenden Frauengesang), sondern vor allem an den unglaublich offenen Texten, in denen vor allem recht schonungslos über Drogenkonsum, die Schwierigkeiten des Nüchtern-Bleibens oder Fat Mikes Vorliebe für das Crossdressing geredet wird. Außerdem macht er eine ernste und nicht sonderlich positive Retrospektive, singt über seinen besten Freund Tony Sly oder darüber, dass er seinen Töchtern wünscht, die Welt nie so sehen zu müssen, wie er es tut. An diesen Texten ist nicht sonderlich viel verklausoliert oder in Metaphern gehalten – hier wird direkt und offen gesprochen. So ein wenig, wie man es nach der Veröffentlichung ihres Buches auch erwarten konnte.
Natürlich gibt es auch ein paar lustige Songs über Sid & Nancy & Ronald Regean oder bisexuelle Freundinnen, etc. – aber die sind eher die Garnitur, damit „First Ditch Effort“ nicht zu ernst wirkt. Und bis eben auf ein paar Kleinigkeiten, die sich in ihren Punkrocksound fügen, klingen NoFX eben wie NoFX. Melodischer Punkrock, der mal poppiger und mal etwas hardcoriger klingt, aber immer viel Melodie hat – und die Signatur-Schreie von Gitarrist Eric.
Hier sind natürlich ein paar Songs dabei, die man so oder so ähnlich eigentlich schon von den Amis gehört hat – aber die machen ja auch seit gefühlten 200 Jahren Punkrockplatten. Dementsprechend geht es eher um die Texte und wie gut sie in die Songs eingebettet sind. Und da macht der Band wohl kaum jemand etwas vor. Aber wie gesagt – für das Universum der Band sind hier tatsächlich ein paar kleine Experimente im Sound zu finden.
Wer nicht mit Sätzen wie „ich mochte NoFX nur in den 90ern“ um die Ecke kommt, wird auch „First Ditch Effort“ mögen. Ich hatte in den letzten Jahren befürchtet, sie könnten ein wenig belanglos werden – aber das widerlegen sie hier mal wieder eindrucksvoll. Ein weiteres grandioses, melodisches Punkrockalbum von ein paar Jungs, die ziemlich genau wissen, was sie da machen. Bei mir läuft es rauf und runter!