Denn ja – ich finde hier das ungestüm und straigte Punk-Element der RAMONES, aber noch einiges mehr. Und genau diese Elemente hätte ich hier – und auch auf Fat Wreck – nie im Leben erwartet. Da gibt es starke 80er-Jahre- und New-Wave-Referenzen. Da höre ich auf einmal THE CURE, IRON MAIDEN, BILLY IDOL und jede Menge anderer 80er-Jahre Band heraus. Die Gitarren sind über große Strecken clean und halten sich in einigen Songs sehr zurück und sorgen eher für Atmosphäre, da der Song dann vor allem durch Gesang und Bass getragen wird.
Und so zieht sich diese Atmosphäre durch das gesamte Album: musikalisch und textlich. Denn in den Texten geht es um Geheimgesellschaften, das Okkulte etc. Und ja, im Gesang kommt man nicht an den TEENAGE BOTTLEROCKET-Vergleichen vorbei. Aber der hohe, klare Gesang passt super zu den Songs, die auch immer wieder kleine, einfache aber sehr effektive Gitarrenmelodien beinhalten. Und ein Song wie „Night Visions“ kommt mit diesem CURE-lastigen Feeling sogar vier Minuten ohne verzerrte Gitarren aus. Als hätte man versucht, „A Forrest“ für eine Punkband umzuschreiben.
Dafür, dass ich hier „lediglich“ Bubblegum-Poppunk erwartet habe, werde ich ziemlich überrascht und streckenweise auch gefangen genommen. Denn „Stella Sapiente“ geht so in einem durch und zeigt THE LILLINGTONS wirklich mit einem einzigartigem Sound, extrem melodischem Songwriting und für eine Fat Wreck Band eben mit unfassbar viel Atmosphäre. Habe ich so auf keine Fall erwartet und bin ziemlich begeistert.
Vielleicht gibt es noch mehr Goth-Punk-Bands, die einen ähnlichen Sound fahren, aber dem Genre kann ich an und für sich gar nichts abgewinnen (THE 69 EYES und sowas). Aber THE LILLINGTONS treffen bei mir dafür voll ins Schwarze. Vor allem, weil das hier kein bisschen aufgesetzt klingt.