Der Opener "Trauma“ kommt zwar langsam aber sicher in die Gänge, viel Hoffnung versprüht der dystopische Wavepunk trotzdem nicht. Und das ist auch gut so. Das anschließende "Horstgedanken“ setzt mit dominantem Noise-Geschrammel einen markanten Gegenpol, der sich mit melodischen Ansätzen duelliert. "Rede“ feat. Jochen Gade von KEINE ZÄHNE IM MAUL ABER LA PALOMA PFEIFEN packt schnoddrigen Sprechgesang auf bittersüße Wave-Riffs und erzeugt eine irritierende Stimmung, in der Schwermut auf Tanzbarkeit trifft. Spätestens jetzt ist man angekommen, im kleinen miefigen Kämmerchen von HUELSE und sollte verstehen, worauf die Vier hinauswollen.
Kein Prinz auf dem Pferd, aber dafür was Echtes!
Die Stärke der deutschen Punkband HUELSE liegt ganz sicher nicht in deren Fingerfertigkeit und auch nicht in der Intonation des Sängers, sondern in den Details. Textzeilen, die erschüttern, weil sie wahr sind ("Kevin P. hat keine Probleme“) oder wackelige Schreie, die tief berühren ("Neuer Herbst“), weil sie klingen, als ob Inspiration und Schmerz noch gar nicht so lange her sind. Und es sind die liebevollen, klanglichen Feinheiten und angenehm betäubenden Bassläufe ("Kyrill“), die den Hörer packen sollten.
Die EP “Im Kreis gedreht und jetzt im Krieg" durchläuft einen angenehmen und nachvollziehbaren Abwärts-Zyklus und ist gerade deshalb stark. Eine Platte über Kaputtes, über Dinge, die man anderen und sich selbst antut. Eine Platte über das Leben. HUELSE schaffen es, dem Hörer mit Texten und Grundstimmung die Kehle zuzuschnüren und den Songs trotzdem viel Luft zu lassen und immer mit einem "…“ und entsprechendem Interpretationsspielraum abzuschließen – genau diese Sperrigkeit sollte sich die Band bewahren. Wenn HUELSE dann noch mehr auf sich vertrauen, darf man auf Nachschub gespannt sein.
Tracks:
01. Trauma
02. Horstgedanken
03. Rede von feat. Jochen Gäde
04. Kevin P. hat keine Probleme
05. Neuer Herbst
06. Kyrill