Natürlich klingen ANTI-FLAG im Jahre 2017 nicht mehr ganz so böse und etwas geschliffener, aber ihre Texte haben es in sich. Außerdem ist das Album insgesamt etwas breiter aufgestellt, als es früher vielleicht der Fall war. Und wie man große Hooks schreibt, muss den Amis nun wirklich niemand mehr beibringen.
Und wenn ich schreibe „breiter aufgestellt“, dann meine ich sogar ein paar Elemente, die ich so von ANTI-FLAG gar nicht wirklich im Ohr hatte. So klingt der Opener „American Attraction“ eher nach einem Song einer Punk/Hardcoreband aus den 2000ern. So richtig mit dicken Gitarren und ein wenig Stadionrock-Einfluss. „When the walls fall“ ist ein Ska-Song mit einem Orgelsolo, welches auch bei RANCID Platz gefunden hätte. Das passt zwar alles durchaus in ihren Kontext, verwundert mich aber dennoch ein wenig. Natürlich werden auch alle Ausbrüche immer wieder zurück in ihr ureigenes Konzept geholt und so finden sich bestimmte Akkordfolgen auf dieser Platte, die man bei dieser Band nun wirklich nicht zum ersten Mal hört.
Aber bei ANTI-FLAG geht es nun mal auch viel um die Botschaft. Und die ist wie immer sehr klar: anti-kapitalistisch, Anti-Trump, anti-sexistisch, anti-rassistisch und im Ganzen einfach sehr progressiv und solidarisch. Und alles wird natürlich in Hymnen mit vielen „Whohohos“ verpackt. In den letzten Jahren habe ich zwar ein wenig den Anschluss an die Band verpasst (es wurde mir dann doch etwas zu poppig), aber „American Fall“ zündet bei mir wieder. Zwar nicht ganz so, wie damals eben „The Terror State“, aber ich habe wesentlich Poppigeres hier erwartet.
Im Großen und Ganzen machen ANTI-FLAG hier nichts Neues. Sie erweitern ihren Sound zwar, flechten diese Auswüchse aber immer geschickt in die typische Melodik der Band ein und schreiben auf diese Weise ziemlich runde und flüssige Songs mit bissig-engagierten Texten, die den meisten anderen Punkbands nochmal deutlich zeigen, dass man über mehr als nur Drinks und Tattoos singen kann/sollte. Dies ist ANTI-FLAGS Antwort auf Trumps USA.