Schon der erste Satz im Opener "Geschichten vom Boden" gibt allerdings Rätsel auf, an denen sogar JUPITER JONES zu knabbern hätte: "Wir beiden haben hier nichts verloren und darum sind wir hergekommen." Hm, lässt sich philosophisch ganz schön lange durch die Hirnwindungen jonglieren, in der Hoffnung, den Kern der Aussage nicht zu verpassen. Glücklicherweise wechseln die DONOTS ziemlich schnell zu leichter verständlichen Inhalten und springbaren Rhythmen. Irgendwas gegen die anderen, die uns nicht verstehen und von denen wir aber auch gar nicht verstanden werden wollen. "Bätschi" würde Andrea Nahles sagen.
Konfetti von Geschichten in der Luft
Wenige Songs auf "Lauter als Bomben" überwinden die Drei-Minuten-Marke. Soweit kein Problem, schließlich ist das Punk Rock und da darf man gerne mal mit Anlauf die Botschaft gegen die Wand schleudern. Das tun die DONOTS aber gar nicht immer. Stattdessen zwängen sie Pop und Tanzbarkeit schon fast mit Gewalt in ein Punk-Korsett und werfen Konfetti von Geschichten in die Luft, die nicht abgeschlossen und teilweise unschlüssig sind.
Dass die Band für die richtigen Ideale antritt, da sind sich alle einig: Zusammenhalt, gegen Unterdrückung, gegen Rechts und das alles aber bitte mit ganz viel Spaß. Und wie es die DONOTS auf die großen Festivalbühnen geschafft haben, ist auch kein Geheimnis: Das ist den äußerst energetischen Liveshows der Ibbenbuerer geschuldet.
"Lauter Als Bomben" liefert darüber hinaus auch noch die besten Refrains dazu, die die DONOTS je geschrieben haben. "Eine letzte letzte Runde" erzählt von dem Wunsch, schöne Momente in Gesellschaft festhalten zu wollen und lässt wehmütig an die Zeit denken, als DIE TOTEN HOSEN noch die Herzen der wahren Außenseiter berührten. Einmal gehört, bleibt die Hymne an die Geselligkeit im Ohr kleben. Da machste nix.
Hat man sich mit "Lauter als Bomben" erstmal angefreundet und weiß den einfachen Konsum zu schätzen, kann man das neue Werk der DONOTS auch gut in Dauerschleife packen. Es tut nicht wirklich weh, es piekst noch nicht mal kurz. Die Melodien sind griffig und eingängig, neue Erkenntnisse oder tiefschürfende Offenbarungen ersparen die DONOTS ihren Fans.
Die Donots - fotografiert von Dennis Dirksen (c)
Nicht nachdenken, weiter hüpfen
Der Punk schlägt kräftig im Herzen der DONOTS, daran gibt es nichts zu rütteln. Aber da ist auch eine Band, die Blut geleckt hat, an den großen Bühnen und daran, die Menge von oben kollektiv springen zu sehen. (Wie geil das aussieht, durfte ich selbst erfahren, als die DONOTS beim Rock’n’Heim 2014 die Fotografen zum Tanzen nach oben baten, damit "die auch mal was machen".) Ein Song wie "Rauschen (Auf jeder Frequenz)" beweist auch eindeutig, dass das eine das andere nicht zwingend ausschließt. Über den Großteil der Texte sollte man trotzdem nicht intensiver nachdenken – einfach weiter hüpfen, den Refrain genießen und dieser Ingo scheint ja auch wirklich ein Netter zu sein.
Bei mir hinterlässt "Lauter als Bomben" zwar den Eindruck von einem vorbeirauschenden Zug, aus dessen Fenstern jeder was anderes Schlaues brüllt, trotzdem würde ich mir mehr solche Bands im Formatradio und auf großen Festivalbühnen wünschen. Für mich gilt aber weiterhin: Team SCHRAPPMESSER. Wer möchte, kann sich das Album schon jetzt hier vorbestellen.
"Lauter als Bomben" Trackliste:
01 Geschichten vom Boden
02 Keiner kommt hier lebend raus
03 Rauschen (Auf jeder Frequenz)
04 Aschesammeln
05 Alle Zeit der Welt
06 Whatever Forever
07 Das Dorf war L.A.
08 Eine letzte letzte Runde
09 Gegenwindsurfen
10 Apollo Creed
11 Der Trick mit dem Fliegen
12 Das alles brauch ich jetzt
13 Heute Pläne, morgen Konfetti