Beginnings - Recover Tipp

Beginnings - Recover

BEGINNINGS stellen uns zwölf Songs auf ihrem ersten Album "recover” vor. Irgendwie verwirrend, anfangen und dann gleich erholen? Genauso irritierend wie die Tatsache, dass die deutsch-finnische Band auf ihrem Debüt weder typisch deutsch noch typisch finnisch klingt. Und obwohl in anderen Reviews von Post-Punk die Rede ist, würde ich dem Album eher einen starken Folk-Anteil und einen ähnlichen Vibe wie AGAINST ME! attestieren. Wie auch immer, alles Haarspalterei, denn was hier in der Anlage rotiert, ist stark. Kein Wunder, dass das sogar den Dinosaurier auf dem Plattencover umhaut.

Gänsehaut, weil ernst gemeint

Auch wenn es sich eklig abgedroschen anhört, es ist eben genau so – BEGINNINGS machen ehrliche Musik und spielen so herrlich unaffektiert, dass man einfach mit muss. Manche Stellen klingen so, als ob sie während der Aufnahmen improvisiert worden wären und die ganze Platte versprüht eine Art Aufbruchstimmung und angenehm kühle Frische. Ob das jetzt an den dicken Chören liegt oder an den mit Widerhaken versehenen Melodienbögen, die immer wieder unerwartet mitten im Weg auftauchen? Oder es liegt doch an den schönen Stimmfarben von Raoul Festane (VEIL, I DEFY, SALAD DAYS) und Ville Rönkkö (WASTED, I WALK THE LINE), der Harmonie, die offensichtlich zwischen den beiden herrscht und der unaufgeregten Überlegenheit, die beide ausstrahlen?

Warum kompliziert, wenn es einfach ist? 

Deshalb klingen Lyrics wie "All I can be, this is who I am, this is all I want …”oder "All or Nothing" auch nicht peinlich wie ein an die Küchenwand gesprühtes Tattoo mit einer dampfenden Kaffeetasse und daneben in geschwungenen Versalien ein plumpes "Carpe Diem".  Man nimmt BEGINNINGS ab, dass die Dinge eben manchmal genauso so unkompliziert und gleichzeitig schwer sein können. Gleiches gilt für die Musik – kein Riffgefrickel, keine über Kopf gespielten Soli oder mühsam einstudierte Polyrhythmen. Die Arrangements nachzuspielen, dürfte für geübte Musiker kein Problem sein. Aber was BEGINNINGS mit "recover"  in der kurzen Zeit von 2016 bis jetzt auf die Beine gestellt haben, lebt von einer nicht imitier-, bzw. rekonstruierbaren künstlerischen Übereinstimmung zwischen den fünf Musikern.

Bei BEGINNINGS haben sich die Richtigen gefunden

BEGINNINGS sind sicher eine dieser Bands, die überall und immer können. Eine Band, für die Musik kein Job und Songs schreiben kein notwendiges Übel ist."recover" kommt ohne schnulzige Balladen und schweißtreibende Highspeed-Songs aus, BEGINNINGS halten viel mehr den Takt zwischen Midtempo und angenehm fetzig, was dem Album eine konstante Dynamik erhält. Sublimiert wurde das Material bei den Aufnahmen im Powerbau in Berlin und dem anschließenden Mastering von Fabian Tormin. Im Gegensatz zu anderen Platten nutzten sich die Songs nicht ab und legen stattdessen von Durchlauf zu Durchlauf zu. Langsam aber sicher mausert sich jeder einzelne Song zum Ohrwurm, hoffentlich ist "recover" von BEGINNINGS wirklich erst der Anfang.

Bin gespannt auf den Rest der Reise, bei BEGINNINGS haben sich die Richtigen gefunden.

Tracklist:

01. SOLITARY
02. ALL OR NOTHING
03. ALL I CAN BE
04. RECOVER
05. RISING
06. NOW I KNOW
07. SAME OLD GLORY
08. STRANGER
09. 40 YEAR RUN
10. SUNDAY
11. INTO THE DISTANCE
12. HERE AND NOW