Russisches Uffta-Uffta aus Trier
Sänger Ivan geht komplett auf in seiner Interpretation eines angedudelten, feierwilligen Russen. Atmosphärisch bleiben die Songs allerdings nicht in der gewünschten russischen Partystimmung, häufig schwenken die IVAN IVANOVICH AND THE KREML KRAUTS um zu einer augenzwinkernden Monsterparty. Auf "Wodoworot" geht es auch nicht nur tolldreist nach vorne, IVAN IVANOVICH AND THE KREML KRAUTS wissen sehr wohl auch die schunkelnde Glückseligkeit von Orgel und Akkordeon zu schätzen – diese Momente verstörmen besonders viel Wärme und Gemütlichkeit.
Die vielfältige Instrumentierung (Waldhorn, Posaune, Akkordeon, Saxophon ...) verhilft "Wodoworot" generell zu mehr Abwechslung. Mehr, aber noch nicht genug. Spätestens nach dem dritten Durchlauf von "Wodoworot" ist der Drops gelutscht und leider kristallieren sich keine wirklichen Spitzen heraus. Die russischen Lyrics – mit Ausnahme von "Deutsches Essen in Russland" – bewahren IVAN IVANOVICH AND THE KREML KRAUTS einerseits charmante Authentizität, verwehren den Hörern, die eben kein Russisch verstehen, leider auch den vermeintlichen Witz und lassen ausschließlich die Musik für die Gefühlsübertragung.
Noch keine ganz großen Momente
Grundsätzlich wird es langsam Zeit, dass jemand ein ebenbürtiges Äquivalent zu GOGOL BORDELLO präsentiert, denn bei denen ist allmählich die Luft raus. Allerdings fehlen den IVAN IVANOVICH AND THE KREML KRAUTS noch die Hits und die Ohrwurmleodien, die eben besagte GOGOL BORDELLO auf ihren ersten Alben geschaffen haben. Live sind IVAN IVANOVICH AND THE KREML KRAUTS sicherlich noch um einiges besser und auch für die heimische Wohnzimmerpolka zwischendurch mal ganz gut geeignet, aber sicher nicht für die Dauerrotation.