Mit Anlauf nach vorne
Erfrischend zackig brettern die NEAT MENTALS mit Anlauf und ohne Rücksicht auf Verluste nach vorne. Die Drums scheppern angenehm organisch, Offbeats und satte Chöre vervollständigen den Punksound. Hier und da schleichen sich auch schwedische Melodien ein, was den Sound dann wieder etwas weicher macht und für einen guten Ausgleich sorgt. NEAT MENTALS sitzen sicher im Sattel und wissen ganz genau, was an welcher Stelle not tut und was eben nicht. "Good Ones", "Out Of My Head" oder "Ghostship" sind zwingende Tanz- bwz. Pogobefehle, da gibt es gar nichts zu meckern.
Bemerkenswert sind auch die richtig guten Soli, die die Songs zusätzlich aufwerten und die unermüdliche, ansteckende Energie, mit der NEAT MENTALS musizieren. Um "Humanoid" so richtig ins Herz schließen zu können, fehlt es allerdings noch an mehr griffigen Hooks und mehr nachdrücklichen Momenten. Gerade gesanglich können NEAT MENTALS sicherlich noch deutlich mehr Kraft herausholen und wenn Sänger Franco und Bassist Philipp gemeinsam antreten, entstehen die besten Szenen ("Darkness").
Einmal abschleifen bitte!
NEAT MENTALS legen mit ihrem ersten Album schon ordentlich vor und liefern deutlich mehr, als man erwarten kann. Wie das mit dem Feinschliff funktionieren kann, sollten sie mal bei BARETTA LOVE nachhorchen. Für den Moment läuft die grobe halbe Stunde aber ganz gut rein. Und wenn man "Humanoid" wirklich etwas ankreiden kann, dann sind es der Tacken zu viel Spielzeit – nach Track 11 hätte rein dramaturgisch Schluss sein können – und die Tatsache, dass es relativ wenig auf dem Innovationskonto zu verbuchen gibt.
Unterm Strich lassen NEAT MENTALS aber eine Zeit aufleben, die vollkommen zu Unrecht in Vergessenheit geriet. Die Band bleibt dabei trotzdem zeitgemäß und macht gute Laune. Für einen ersten Aufschlag reicht das, für wilde Clubkonzerte auch.