Ein Punk-Einmaleins
Die 18 Tracks haben in Punk-Manier recht kurze Laufzeiten, weshalb das Album trotz der Vielzahl an Songs eine kurzweilige Erfahrung bietet. Neben Punk-Nummern wie "Sailor's Choice", die von der Gitarrenarbeit getragen werden, gibt es auch eingängigere Hymnen wie "Nightage" oder "Tired Of Being Tired", einen olschool Pop-Punk-Track. In "Grudge" oder "Yore Disgusting" fließen hingegen einige Hardcore-Elemente mit ein und ergänzen die bereits bunte Mischung um eine weitere Nuance.
Trotz der unterschiedlichen Stile, die hier zusammenkommen, fühlt sich das Album stimmig an, da es grundsätzlich einen gewissen Punk-Charme verströmt, der konstant erhalten bleibt. Das könnte jedoch sowohl seine größte Stärke, als auch seine größte Schwäche sein: "9TH & WALNUT" ist ein Punk-Release durch und durch, doch es geht nicht unbedingt darüber hinaus.
DESCENDENTS liefern ab, was man von ihnen kennt und erfinden sich dabei nicht unbedingt neu, was in Anbetracht des ungefähr 40-jährigen Bandbestehens allerdings auch nicht verwunderlich oder nötig ist.
Wortwitz und Ironie
Auch lyrisch zeigen sich DESCENDENTS wie man sie kennt, teils etwas infantil und insgesamt nicht allzu ernst. Einige der Titel wirken, als seien sie aus der Gründungszeit der Band und dem zeitgenössischen Punk gegriffen, beispielsweise Statement-Titel wie "Tired Of Being Tired" oder "You Make Me Sick", während andere durch Humor und Wortspiele glänzen, allen voran "It's My Hair", an dessen Titel man bereits erahnen kann, worum es im Song geht: Oberflächlichkeit.
Der Kontrast aus teils bierernsten Titeln im Stile von älterem Punk und banalen Titeln wie "It's My Hair" erfasst den leichtherzigen Ton der Band in einem teils doch sehr negativen und nachdenklichen Genre, wodurch der Gute-Laune-Faktor der Musik umso stärker betont wird. "9TH & WALNUT" ist nicht das typische komplett ernste oder übermäßig lächerliche Punk-Album à la NOFX, sondern findet ein gutes Mittelmaß an Ernsthaftigkeit und Humor.
Fazit
DESCENDENTS transportieren auf ihrem neuesten Release ältere Stile des Punk quasi in Form einer Zeitkapsel in die heutige Zeit. Das Ergebnis erinnert an einschlägige Größen des Genres, beispielsweise die Zeitgenossen aus BLACK FLAG, und vereint die unterschiedlichen Subgenres stimmungsvoll. Das Quartett geht jedoch nicht wirklich darüber hinaus, aber das muss es auch nicht; "9TH & WALNUT" ist ein solides Punk-Album, nicht mehr und nicht weniger.
Wer sich nach den alten Zeiten und Ikonen des Punk zurücksehnt, ist hier definitv an der richtigen Stelle. Allerdings könnte diese Ansammlung des Altebewährten an jüngeren Punks vorbeiziehen.
