Stil (Spielzeit): Ska, Reggae, Soul, Sommer, Pop, Punk (55:19)
Label/Vertrieb (VÖ): Side One Dummy / Cargo (10.07.09)
Bewertung: 6 / 10
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BIG D & THE KIDS TABLE? Hatte ich die nicht immer unter Skapunk abgespeichert? Na gut, Ska und Reggae kommen auf „Fluent In Stroll" auch vor - aber vom Punk, so wie ich ihn erwartet hatte, ist wohl nicht mehr viel übergeblieben. Und wenn doch dann eher auf eine Art und Weise, wie ihn Bands wie SAINT ALVIA oder RIVERBOAT GAMBLERS machen. Und auch die Straight-Ahead-Attitüde fehlt den Bostoner ein wenig. Dafür wurde der Sound geöffnet und jede Menge neue Einflüsse reingeholt.
Und so höre ich hier vor allem Soul raus. Zwar nicht so stakatohaft, dass ich es Northern Soul nennen könnte, trotzdem liegen jetzt die INCITERS dem Kollektiv etwas näher als meinetwegen REEL BIG FISH und Konsorten. Vielleicht trifft es ja in diesem Zusammenhang ein THE PIETASTERS-Vergleich (wenn man diesen SAINT ALVIA (etc)-Einschlag im Kopf behält) ganz gut. Allerdings offenbart sich hier dann auch ein Punkt, der mir eben bei den Kuchenprobieren mehr gefällt: die Musik schreit nahezu nach einer schwarzen Soulstimme als Leadsänger - und leider ist David McWane davon doch ziemlich weit entfernt und manchmal wirken die extrem lässigen Songs dann nicht ganz so cool, wie es ihr Potenzial zulassen würde. Dafür machen aber die Damen im Background und im Call And Response ihren Job ziemlich gut (wieder der INCITERS-Vergleich).
Das Album ist ziemlich abwechslungsreich gestaltet, ist von der Drehzahl her aber einiges langsamer, als man es von den Amis gewohnt ist. Auf ihrem sechsten Studioalbum wollten sie wohl vermutlich mal was ganz anderes machen - was ihnen auch gelungen ist. Zwar gibt es immer noch Offbeat-Einflüsse, aber sie verlassen sich eben nicht darauf - da kann ein jazziges Klavier auch mal die Führung übernehmen. Und einen eigenen Sound haben sei damit auch auf alle Fälle kreiert - dafür schon mal Respekt. Jeder Song weist neue Einflüsse auf und die ziehen sie dann teilweise auch ganz schön konsequent durch. Nicht jeder der Songs funktioniert so 100%ig in meinen Ohren, aber man hört ihnen ihre Spiel- und Experimentierfreude an, was vielen Bands im Skapunkgenre ja beinahe nur in Bezug auf die Texte gelingt. Sie machen zwar schon extrem vieles richtig, trotzdem glaube ich, dass sie diese Form ihres Sounds noch ein wenig weiterentwickeln müssen, um ihn bis zur Perfektion hin zu bekommen. Aber wer bisher sechs Alben in über zehn Jahren raus gebracht hat, wird vermutlich Steherqualitäten haben. Warten wir ab, wie das nächste Album klingt.