Stil (Spielzeit): Punk (28:58)
Label/Vertrieb (VÖ): Warner (01.09.2006)
Bewertung: 4-6,5/10
Link: http://www.ostkreutz.com
September der 1ste, 2006 Jahre nach Christi Geburt. Ein denkwürdiger Tag, jedenfalls für die Band des schrägen Humors: OSTKREUTZ. An jenem Tag erscheint das Debüt-Album „Motor“ der beiden Berliner Rocker. Die Ostfanatiker - und damit ist nicht die ehemals sowjetisch besetzte Zone gemeint, vielmehr der Osten von Berlin an Prag vorbei, über Warschau direkt durch nach Moskau - sind gewissermaßen fasziniert von den Eigentümlichkeiten der Menschen und versuchen dies in ihrer Musik auszudrücken. Musikalisch beeinflusst sind OSTKREUTZ von AC/DC, Motörhead u. ä. Bands, wobei die Combo auf überflüssige Soli verzichten möchte. Gesungen wird in einer Phantasiesprache, welche durch prägnante Schlagwörter in vielen Sprachen einen gewissen Widererkennungseffekt haben soll. Soweit die Informationen aus Bio und CD-Info. Doch nun genug der Vorrede, wir lauschen den Klängen von OSTKREUTZ:
Ich stehe in der gut besetzten U-Bahn zur Rush-hour und das erste, was aus meinem Kopfhörer in mein Gehörgang dröhnt, ist „Vibrrrratorrrr, Vibrrrrrratorrrr“ – in gutem russisch/deutschen Slang. Weiter geht’s mit irgendeiner wilden Sprache, die sich schätzungsweise aus russisch, polnisch und deutsch zusammensetzt. Ich breche in schallendes Gelächter aus und ernte verständnislose Blicke der übrigen Morgenmuffel. Die Texte sind ja so was von schräg und „anspruchsvoll“, da muss man sich einfach wegschmeißen.
Das abgefahrene Kauderwelsch der Knaben wird begleitet von einer Symbiose aus altem, trashigen Punk, Rock´n´Roll und einem Schuss Kraftwerk zu Anfangszeiten. Mit minimalistischem Aufwand und einem absolut dreckigen Sound lassen OSTKREUTZ ihre Songs auf die jungfräuliche Hörerschaft los. Jungfräulich deshalb, weil die Musik der Berliner absolut unverkennbar ist und es mit Sicherheit keine zweite Band gibt, die so einen Sound produziert. Die Vocals sind stellenweise extrem verzerrt und einfach alles an dieser Muse erinnert an gefärbte Haare, Büchsenbier und Punkbands, die auf alten Europaletten in dreckige Hinterhöfe vor einer pogenden Meute spielen.
Doch Songs wie „Vibrator“, „Elektrobaby“, „Gang Bang“ und „Messer Im Eis“ transportieren nicht nur einen großen Spaßfaktor, sondern können auch mit ganz anständigen Melodien aufwarten. Doch man muss schon in der richtigen Stimmung sein, um sich auf diese abgefahrene Musik einlassen zu können. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige die Scheibe von Begin an ablehnen werden - es ist halt keine Musik, die sich an Kategorien oder Normen hält. Der übersteuerte Sound und das Knarzen in den Boxen gehört zu OSTKREUTZ genauso, wie die Blockflöte zur Volksmusik.
Entweder man wird „Motor“ mögen oder hassen, dazwischen gibt es nichts. OSTKREUTZ rocks you under the carpet – was für ein Statement hahaha……