Polar Bear Club - Chasing Hamburg




Stil(Spielzeit): Posthardcore (32:09)
Label/Vertrieb (V.Ö.): Bridge 9 / Soulfood (11.09.09)
Bewertung: 8 / 10


Link: MySpace


Ich freue mich jedes mal wie ein Wahnsinniger, wenn ich eine neue Platte einer Band in die Hand bekomme, die ihre Hardcore-Elemente nicht erst durch den MetalCore- und Screamo-Hype mitbekommen hat, sondern einen Sound ihr eigen nennt, welchem man eine längere Sozialisation anhören kann.

Und POLAR BEAR CLUB sind eben so eine Band: Man darf wieder ohne schlechtes Gewissen von Postharcore reden und in Richtung Gainesville blicken. Mir fallen HOT WATER MUSIC, die GET UP KIDS, LIFETIME und ähnlich tolle Bands ein, die mit einiger Sicherheit zu den Einflüssen der Band aus den USA zählen.

Ich weiß, dass PBC bereits mit ihrem Vorgänger "Sometimes Things Just Disappear" riesig abgefeiert wurden, aber ich habe sie nun mal erst jetzt kennen lernen dürfen - witzig auch, dass sie auf Bridge9-Records gelandet sind, denen ich zur Zeit in Sachen Hardcore sehr viel Vertrauen schenke. Denn „Chasing Hamburg" ist wahrlich weit entfernt von schnellem Gepresche, Breakdowns und Testosteron-Crew-Vocals. Dafür gibt es Songs, die sich eckig und kantig geben, aber trotzdem immer über Melodien zusammengehalten werden, die sowohl knackig sein können, als auch Luft zum Atmen haben. Auch wenn sie unverkennbar einen eigenen Stil haben, versuchen die Fünf ihren Songs immer das zukommen zu lassen, was die Stimmung hergibt - und damit erschaffen sie tatsächlich unterschiedliche Songs.

Mit am geilsten ist allerdings die Stimme von Jimmy Stadt, die irgendwo in der Mitte von HWM und A WILHELM SCREAM liegt. Aber bei Songs wie zum Beispiel „Drifting Thing" merkt man, dass seine natürliche Stimme eigentlich wesentlich klarer und höher liegt. Und die spielerische Art und Weise, wie er hier zwischen den beiden Varianten wechselt, macht diesen Song in meinen Ohren zum absoluten Hit des Albums - wenn er auch etwa aus der Reihe schlägt.

Ein wenig ärgert es mich aber, dass ich hier nicht von "Hits" erschlagen werden, denn die Band bringt wirklich alles mit, um ein moderner Klassiker zu werden - auch ihre Live-Qualitäten sind mir wärmstens empfohlen worden. Aber auch wenn alle Songs klasse sind, fehlt mir der letzte Kick bei fast jedem Stück um hier von einem Meisterwerk zu sprechen. Na eventuell braucht das Album einfach noch mehr Zeit. Ein wenig mehr Geschwindigkeit hätte mir vermutlich aber auch schon weitergeholfen...

 
Kai