Lo Fat Orchestra - Questions For Honey

LoFatOrchestra_QuestionsForHoney

Stil (Spielzeit): Surf Music / Disco Punk / Indie (40:59)
Label/Vertrieb (VÖ): Sounds Of Subterrania! / Cargo (23.10.09)
Bewertung: 4 / 10
Link: www.myspace.com/lofatorchestra


Das LO FAT ORCHESTRA besteht aus drei mittlerweile im schweizerischen Schaffhausen ansässigen Herren, die offenbar den Groove höher schätzen als das Riff. Wie sonst ist die ungewöhnliche Instrumentierung Drums-Bass-Orgel zu erklären?

"Questions For Honey" entpuppt sich als konsensfähige Mischung für die Studi-Parties dieser Tage: retro, aber mit tanzbaren Beats (immerhin vom Schlagzeug und nicht aus’m Compi), bisschen indie (aber bitte nicht zu sehr) und (ganz wichtig!) ohne dreckige, harte oder komplizierte Gitarren, welche die "typischen" Doppel-XX-Chromosom-Trägerinnen erschrecken und vertreiben könnten.

Okay, das war jetzt vielleicht etwas gemein. Allerdings ist "Questions For Honey" in der Tat gitarrenfreie Zone. Verehrer der Sechssaitigen werden zwangsweise Schwierigkeiten haben, dem minimalistischen Sound etwas abzugewinnen. Das Trio hat offenbar bewusst die noch auf dem Debütalbum "Canned Candies" vorhandene Gitarre weggelassen, unter anderem weil so live nervige Umstöpselpausen vermieden werden können. Immerhin ist es durch einen häufig verzerrten und untypischen Bass-Sound und phasenweise gitarrenähnliche Orgelklänge gelungen, nicht allzu spröde zu daherzukommen – durchaus eine Kunst bei einem dermaßen simplen, stets kühl repetierenden Schlagzeug und weitgehend reduziertem, fast tonlosen Gesang.
Als tragendes Element bleibt dann noch die Orgel, oder (da der Herr der Tasten und passionierte Orgelsammler im Verlauf des Albums öfter das Modell wechselt) besser gesagt: die Orgeln. Und wenn diese Orgeln orgeln orgeln sie ordentlich. Klar? Hauptsächlich im Surf Sound verwurzelt und Ausflüge in den Beat und seltener auch in den Psychedelic und Dub machend schmeißen sie über weite Strecken der Platte die Show.

Das ist jetzt nicht so einfach mit dem Fazit: Da haben wir also eine Band, die sicherlich beim tanzwütigen Publikum mit Affinitäten im Bereich zwischen Retro-Poprock, so genanntem Dance-Punk und Indietronic mächtig Zuspruch erfahren könnte, ja fast schon erfahren muss.
Aber dann leisten sich die drei Fehltritte wie das schreckliche "The Countryside Makes Me Depressive". Das ist nämlich dann schon eher eine mit Real-Instrumenten umgesetzte Eurodance-Nummer (!), die man nur mit sehr viel Humor ertragen kann, gerade weil sie völlig humorlos runtergenudelt wird. Da hat das LFO die Grenze des guten Geschmacks weit überschritten.
Hauptmanko ist der meiner Meinung nach der nicht nur gewollt spröde, sondern weitgehend schrecklich inspirationslose Gesang. Leider sind auch die instrumentalen Stücke zu blutarm, um darüber hinweg zu täuschen. Mehr als unteres Mittelfeld ist also insgesamt momentan nicht drin.