Stil (Spielzeit): Punk-Kabarett (55:25)
Label/Vertrieb (VÖ): Roadrunner/Universal (21.04.06)
Bewertung: Klavier ist geil! (8,5/10)
Link: www.dresdendolls.co.uk
Eben habe ich mir noch das neue Schlacht(er)werk von CANNIBAL CORPSE reingefahren, jetzt rotiert schon wieder – zum wahrscheinlich fünfzigsten Mal – „Yes, Virginia...“ von den fantastischen DRESDEN DOLLS in meinem CD-Player. Krasser Stilbruch, ja ich weiß! Aber außer den DRESDEN DOLLS schafft es auch kaum eine andere Band, die Musik ohne Stromgitarren macht, mein Herz so sehr zu begeistern. „Yes, Virginia...“ ist da und mit mir freuen sich tausende Menschen jeglichen Geschmacks wie die Schneekönige. Zu Recht! Auch das neue Album ist ganz großes Sex-Kino geworden.
Amander Palmer (Gesang/Klavier) und Brian Viglione (Schlagzeug) sind zusammen sicherlich eine der ungewöhnlichsten Bands, die es in der heutigen Musiklandschaft gibt. Mit cleveren Texten, einem verrücktem Klavier, furiosem Schlagzeug und nicht zuletzt der Stimme von Amanda Palmer inszenieren sich die DRESDEN DOLLS irgendwo zwischen amerikanischem Songwriting und Brecht-schem Punk-Kabarett. Heraus kommen dabei so wunderbar theatralische und aberwitzige, teilweise rührend schöne Nummern wie „Sex Changes“, „Backstabber“, „My Alcoholic Friends“, „First Orgasm“, „Necessary Evil“ oder die erste Single „Sing“ (Hymne!).
Allein ihre Konsequenz, dem Popbusiness zu strotzen, stets eigenständig und exzentrisch zu Werke zu gehen, zeugt von großem künstlerischen Anspruch. Schon ihr erstes selbstbetiteltes Album war ein Erfolg, trotzdem haben sie auf Schnickschnack wie Orchester, Gastsänger oder neue Instrumente völlig verzichtet. Dieses Duo geht raus, haut ihr Konzept raus und es funktioniert. Egal ob Spex-Leser, Langhaarträger, Elektro-Lurch oder Pop-Perle …entweder man liebt die DRESDEN DOLLS oder man hasst sie.