Stil (Spielzeit): Folk- und Country-beeinflusster Punkrock (47:08)
Label/Vertrieb (VÖ): FatWreckChords/SPV (05.09.05)
Bewertung: 7/10
Link: http://www.againstme.net
Bis jetzt hatte ich die Jungs eher nebenbei mitbekommen und im ersten Augenblick unter „Drei-Akkorde-Punk“ mit etwas Folk abgelegt, als ich bei meinem Mitbewohner die „Reinventing Axl Rose“ lauschen konnte. Ich muss zugeben, dass ich es mir damit wohl etwas zu einfach gemacht habe.
Zugegeben, drei Akkorde reichen hier zwar auch oft aus, doch hat es kaum etwas mit dem Klischee zu tun, welches ich mit ihnen assoziierte. Der Gainsville-Vierer (der eine ähnlich erfrischende Schnodderigkeit wie die Nachbarn von HotWaterMusic an den Tag legt) hat wesentlich mehr zu bieten als Streetpunkmassenware oder ähnliches. Hier wird eine Menge Wut, Dreck, Schweiß, Punkrock und eine Priese Folk und Country (ohne jegliche Flogging Molly/Dropkick Murphys Ähnlichleiten aufzuzeigen) miteinander vermengt und zu einem ordentlichen Cocktail zusammengerührt. Wenn man den in Flaschen abfüllt, eine brennende Lunte oben reinsteckt und feste gegen eine Wand schmeißt, dürfte es übrigens ganz ordentlich krachen. So wie ihre neue Platte, die mit dem „durchschnittlichen“ FatWreck Sound relativ wenig zu tun hat. So kann man hier neben dem Einsatz von akustischen Gitarren auch sehr viel Feingefühl im Songwriting finden, welches auch mal genügend Platz zum atmen lässt und nicht einfach stumpf durchbrettert. Mittlerweile findet man bei den Jungs sogar „DancePunk“-Versatzstücke, die zum Glück aber nicht nach einem verunglücktem Versuch klingen, die Franz Ferdinand –Welle mitzunehmen, sondern sich sehr gut in ihren recht selbständigen Sound einfügten.
Auf der Seite des Gesanges gibt es eigentlich auch nur Treffer auf dieser Platte. Toms Gesang ist herrlich rotzig und klingt noch richtig ordentlich nach Punkrock. Und großartige Melodien werden ja manchmal durch etwas Krächzen erst richtig edel. Textlich gesehen zeigt sich die Band ziemlich angepisst (ja, das ist hier wohl das passende Wort….) vom Zustand ihres amerikanischen Heimatlandes und vor allem dem der Musikindustrie. Hier scheinen Against Me! sich auch durchaus als Teil der Selbigen zu verstehen und reflektieren ihre Rolle recht gut.
Durch die Country- und Folkanleihen weist das Album eine schöne Dynamik auf und ändert den Amplitudenausschlag immer wieder genug, um das Interesse an der Platte über die ganze Spielzeit hinweg zu halten.
Mit „Searching For A Former Clarity“ festigen Against Me! einmal mehr ihren Ausnahmestatus auf FatWreck und könnten sich durchaus auch einige neue Freunde machen. Zu gönnen wäre es ihnen. Beispiele für eigenständige und engagierte Punkrockinterpretationen kann es schließlich nicht genug geben! Wer erstmal ein Ohr riskieren möchte, ob ihm die neue, ab und zu auftretende Tanzbarkeit der Band gefällt, dem sei übrigens die Single „Don`t Lose Touch“ an`s Herz gelegt