Y&T - Facemelter Tipp

YT_-_Facemelter

Stil (Spielzeit):
Hard Rock (61:20)
Label/Vertrieb (V.Ö.): Frontiers Records / Soulfood Music (21.05.10)
Bewertung: 9,5/10

Link: http://www.myspace.com/yandtrocks
http://www.meniketti.com
Mit Y&T verhält es sich ungefähr so: Die Band gibt es gefühlte hundert Jahre, lange bevor MÖTLEY CRÜE, RATT oder METALLICA die Musiklandschaft aufmischten. Sie waren mit die ersten Hard Rock Helden der Bay Area in San Franzisko, als sie sich in den frühen Siebzigern damals noch unter dem Namen YESTERDAY & TOMORROW gründeten. Y&T haben 18(!) Studioalben und 3 Best Of Compilations in ihrem Backkatalog, und trotzdem hat die Band nie den wirklich großen Wurf gelandet.
Aber alleine für ihre Hartnäckigkeit haben die Mannen um Bandchef Dave Meniketti schon einen Orden verdient. Und auch wenn ich es schon in diversen Liveberichten und Reviews von DVDs kundgetan habe, in meinen Ohren ist Dave nicht nur ein toller Sänger und Songwriter, sondern auch einer der Gitarristen der Szene, der für sein begnadetes und gefühlvolles Spiel die wenigsten Lorbeeren einfahren durfte.

Aber was bisher noch nicht war, kann ja noch werden. Und so haben Y&T jetzt mit „Facemelter" nicht nur ihr erstes Studioalbum seit 13 Jahren am Start, auf dem neben den Originalmitglieder Dave Meniketti (guitars / vocals) und Phil Kennemore (bass) auch noch die langjährigen Bandmitglieder John Nymann (guitars) und Mike Vanderhule (drums) zuhören sind, sondern auch 14 neue Songs, mit denen sie sich erneut in die Geschichtsbücher des Hard Rock eintragen wollen.
Daran lässt bereits das Intro „Prelude" keine Zweifel aufkommen, denn gewohnt selbstbewusst wird während der Ankündigung von den Kritikern die höchste Bewertung eingefordert. Y&T klingen auf „Facemelter" unglaublich frisch und dynamisch, was man bei einer Band die sich bereits so lange durch die Höhen und Tiefen der Szene gespielt hat nicht unbedingt erwarten durfte. Aber das Gehirn hinter Y&T ist auch einfach zu sehr Musikfanatiker, um halbe Sachen abzuliefern.
Sein Gitarrenspiel ist auch auf diesem Album überirdisch, und sein Gespür griffige Riffs zu spielen und mit eingängigen Melodien zu verbinden einfach genial. Und von Songs solcher Machart strotzt dieses Album nur so. „On With The Show" und „How Long", die ersten beiden Titel nach dem Intro fressen sich förmlich in den Gehörgängen fest, wobei mich neben den bereits genannten Qualitäten eines Dave Meniketti auch mal wieder sein raue, unverwechselbarer Stimme begeistert. Auch wenn jetzt vielleicht der Eindruck entsteht, es würde sich hier um eine One Man Show handeln, steht hinter ihm natürlich auch eine ganz starke Band, ohne die so ein Album nicht möglich wäre.

Die meisten Songs des Albums sind solide, kernige und griffige Rocker, wie zum Beispiel „I'm Coming Home", „Hot Shot", das megastarke „Blind Patriot", „Gonna Go Blind" oder „One Life". Mal spielen Y&T mit mehr Blues, mal weniger, aber immer passt es perfekt zu den jeweiligen Stimmungen im Song.
Aber auch wenn sie mal etwas vom Gas gehen wie zum Beispiel bei den schleppenden, groovenden „I Want Your Money" oder „Wild Child", geht kein bisschen die bemerkenswerte Dynamik verloren, die sie auf dem kompletten Album extrem hochhalten. Eine wunderschöne Ballade ist mit „If You Want Me" ebenfalls vertreten, was auf Y&T Alben ja auch eigentlich schon fast Pflicht ist.
Ebenso die Tatsache, dass der Hörer textlich nicht die üblichen Schmonzetten aufgetischt bekommt, sondern das Y&T auch wirklich etwas mit ihren Songs ausdrücken wollen. Natürlich findet man nicht in jedem Track eine ernsthafte Message, aber über Texte wie zum Beispiel bei „Blind Patriot" oder „Gonna Go Blind" kann man auch mal nachdenken.

Fazit: Y&T sind wieder da. Bei mir waren sie ja auch eigentlich nie wirklich weg, nur neues und aktuelles Material war in den letzten Jahren eher Mangelware. Zum Glück haben sie uns mit „Facemelter" den Gefallen getan, endlich wieder neues Material einzuspielen. Ich habe es mit Absicht vermieden, die neuen Songs von „Facemelter" mit alten Hits der Bands zu Vergleichen. Sicher könnte man den einen oder anderen Querverweis ziehen, aber ich bin der Meinung, dieses Album muss man total unvoreingenommen hören.
Für Fans des anspruchsvollen Hard Rock mit reichlich Blueselementen ist dieses Album genauso ein „must have", wie für alle Y&T Fans, die 13 Jahre auf neue Songs ihrer Lieblinge gewartet haben. Die im Intro eingeforderte Höchstwertung ist es zwar nicht ganz geworden, aber das Album kommt ganz, ganz nah heran.
Dirk

Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues

Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.

Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out