Stil (Spielzeit): Britpop-Rock (40:36)
Label/Vertrieb (VÖ): Deltasonic Records/Red Ink Music (14.04.2006)
Bewertung: Ein echtes Wochenend-Album [7/10]
Link: http://www.thezutons.com/
Ein quietschbuntes Cover springt mir förmlich ins Gesicht. Grelle Farben und wilde Formen, ein paar Stromlinien, ein paar Flammen, und das ganze sieht aus wie die Spielfläche eines Flippertisches. Sollte dies das Album außerhalb meines „Fachbereiches“ sein, dessen Bewertung ich mir vorgenommen hatte? Die Antwort : Ja.
Auch der Name THE ZUTONS ist mir bisher nicht unter die Augen gekommen. Bleibt also zu fragen, ob die Jungs und die Dame nicht nur optisch sondern auch musikalisch ein Feuerwerk abfackeln. „Tired Of Hanging Around“ ist das zweite Album dieser Band aus Liverpool und handelt laut Sänger/Gitarrist DAVID MCCABE davon „sich selbst das Leben ein bischen schwer zu machen, z.B. weil man feiern gewesen ist und zuviel getrunken hat, oder weil man jemanden enttäuscht hat.“ Die Songs seien aber auch zum großen Teil ironisch gemeint.
Die Musik ist für mich nicht ganz einfach einzuordnen, einige der Stücke passen gut in die HIVES-Ecke, obwohl THE ZUTONS etwas gemächlicher zu Werke gehen. Wenn man sich die ruhigen Stücke zu Gemüte führt („Valerie“, „Someone Watching Over Me“) muss man auch an Bands wie die Countrymucker von den BLACK CROWES denken, ein ansprechender Mix aus Rock/Soul mit einer doch recht typischen britischen Rock-Stimme. Man geht sehr melodisch zu Werke und legt offenbar großen Wert auf Radiotauglichkeit. Die Songs sind seicht, eingängig und eignen sich sowohl zum Mitsingen als auch zum Schwingen des Tanzbeines. Ebenfalls beschränkt man sich darauf, die Songs nicht überzustrapazieren. So überschreitet lediglich der letzte Song die Vier-Minuten-Marke.
Die Platte scheint wirklich wie dafür gemacht zu sein, sie Sonntagmorgens nach einer ausgiebigen Tour aufzulegen, wenn am Abend davor mal wieder Einiges daneben ging. „How does it feel on your own and you can’t even deal with yourself?“ lautet der Refrain von “How Does It Feel?” und stellt die Kernfrage eines mißlungenen Wochenendes dar. Die Musik dazu mit der nachhallenden Gitarre bildet das solide Fundament für einen Katermorgen auf dem Sofa. Um sich gleich mit dem drauffolgenden Song zu fragen „Why Won’t You Give Me Your Love?“, der sehr beschwingt daher kommt und die Lebensgeister wieder weckt. Genau so, wie man es von der ersten Single-Auskopplung erwarten darf. Eine echt starke Pop-Rock-Nummer mit Pfeffer. Bevor man das Haus verlässt ,sollte man sich die Partynummer „Hello Conscience“ reinziehen, denn die gibt wirklich Tinte auf den Füller. Der Song geht gut nach vorne, ohne wirklich Rock zu sein. Ist das, was man Hard Pop nennen kann? Ich denke schon.
Zum Abschluß gibt es noch „I Know I’ll Never Leave“, der mit seinem Wechsel zwischen chilligen Strophen und dem Rock-Refrain an die Classic-Rock-Songs aus den Siebzigern erinnert. Alles in Allem eine wirklich gute Scheibe mit Abwechslung und sehr geschmeidig im Gehörgang. „Tired Of Hanging Around“ bzw. THE ZUTONS “Have Got A Friend In Me, Darlin’”. Auch wenn die Scheibe im Regal zwischen ZERAPHINE und VADER eigenartig aussieht ... Wer an Britpop Spaß hat, muß hier mal reinhören.