Spellbind - Cocoon


 



Stil (Spielzeit): melancholischer Pop-Rock (46:21)

Label/Vertrieb (VÖ): ModernNoise / Radar (15.09.2006)

Bewertung: 6,5/10

Link: www.spellbind.de
www.myspace.com/spellbindmusic

Wie's so läuft: man beginnt zu zweit zu jammen, erste Akustik-Lieder zu entwickeln, holt zwei weitere Leute und Verstärker hinzu, gibt sich einen Namen (in diesem Falle SPELLBIND) lernt die Bühnen der Region von oben kennen, nimmt ein erstes Demo in Eigenproduktion auf, schneidet bei einigen lokalen/regionalen Bandwettbewerben gut ab (z.B. 6. Platz beim Emergenza und 2. Platz NN-Rockbühne), findet ein Label und verschickt das Debütalbum an diverse Musikmagazine, z.B. - tätätätääää! - an BurnYourEars!

Soweit der Stand der Dinge. Ob das ein guter Stand ist, hängt stark von der Qualität des Albums ab und die gilt es hier zu bewerten. Wenn man sich nicht von den eher untypischen ersten Songs verwirren lässt, wird schnell klar, was die vier Jungs aus Süddeutschland wollen: professionellen Gitarren-Pop-Rock ohne Scheu vor dem Mainstream. Markenzeichen der Band ist eine nahezu durchgehende Melancholie, die die Stimmung der Songs Richtung Bands wie TRAVIS, STARSAILOR oder PALESTAR lenkt. Auch an die poppigsten Lieder von RADIOHEAD kann man denken, beispielsweise bei "Beside The Moon". Es muss aber klar gesagt werden, dass die Stimme des Sängers doch deutlich anders klingt.

Tja, der Gesang ist so ein Thema…Einerseits ist die Stimme von einer angenehmen Wärme geprägt, die eher an klassische Alternative Rock-Stimmen erinnert als an die Sänger der genannten Bands, und vermag auch die gewünschte Melancholie zu vermitteln, doch wird sie meines Erachtens mit wechselndem Geschick eingesetzt. Einzelne Melodien setzen die Stimme sehr gut und stimmungsvoll in Szene, andere "gehen gar nicht", ums mal ganz platt zu sagen. Ist der Sänger an diesen Stellen überfordert? In den hohen Lagen scheint der Sprung von Note zu Note nicht schnell genug zu klappen, was den Gesang schief klingen lässt. Vielleicht liegen ihm auch die leisen, atmosphärischen Sachen besser. Etwas nervig ist auch die teilweise etwas seltsame Aussprache der englischsprachigen Texte. So wird in "2 Suns" aus "please give us a sign" "pliesch giw asch a schein". Ist das ein ungewollter Akzent oder doch eine Nachahmung irgendeines amerikanischen Akzents bzw. Slangs? Ein bisschen zwiespältig das ganze.

Die Qualität der Lieder schwankt ebenfalls, wobei aber nur "Starting At Mellow" richtig negativ auffällt, weil es den spröden "Charme" eines Nachwuchsband-Liedes verströmt, während viele andere Songs deutlich reifer klingen und durchaus im Programm der großen Radiostationen laufen könnten. Genannt seien hier die Balladen "Sunny Inside" und "Bring Me Down" sowie das ruhig-lässige "Last Night" – Musik zum Kuscheln sozusagen und eindeutig die Stärke der Band. Bei diesen Songs kann ich auch nicht am Gesang rummäkeln. Schlichtweg schöne und gut arrangierte Musik im Sinne des Zieles von SPELLBIND ist das, stellenweise stimmungsvoll untermalt von Klavier und Streichern, ohne symphonisch zu werden.

Fazit: Das Debüt macht Lust auf mehr


PS: Ein Sonderlob gibt es für das feine Artwork des Booklets und der Website. Das Maskottchen, an welchem man die Stimmung des Albums sehr schön erkennen kann, ist mir richtig ans Herz gewachsen.