Icon Clan - Rock N' Roll Rodeo Tipp

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Stil (Spielzeit): Rock’n’Roll (43:30)
Label/Vertrieb (VÖ): Whirlwind Records (23.08.10)
Bewertung: 8 / 10

Link:
http://www.myspace.com/iconclan 
Let the bridges burn… Geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Wer Lust hat, genau wie ich die nächsten vier Tage einen fast schon stupide simplen, aber mitreißenden Wurm im Ohr zu haben, dem kann ich nur ans Herz legen, sich einen Klick auf obigen Myspace-Link zu gönnen und sich von den drei Finnen ein solches Kriechgetier implantieren zu lassen. Denn in derartigen chirurgischen Eingriffen ist das Trio äußerst bewandert. Und das ganz offensichtlich ohne entsprechendes Studium. Denn wirklich komplex sind die Operationen von ICON CLAN nun wirklich nicht aufgebaut. Während andere Bands aus dem modernen Rock’n’Roll-Sektor wie beispielsweise VOLBEAT ein sehr großes Repertoir an chirurgischen Instrumenten einsetzen, um wirklich jeden einzelnen medizinischen Eingriff innerhalb eines Operationssaales wie „Beyond Hell / Above Heaven“ so individuell wie möglich zu gestalten, nehmen die Finnen ihr Handwerk nicht ganz so genau. Mit einem rostigen Skalpell wird hier auf sehr grobmotorische und alles andere als detailverliebte Weise direkt im Innenohr des Patienten angesetzt, um dann in die große Schublade mit gleichartigen Würmern zu greifen und den erstbesten in die offene Wunde zu werfen. Antiseptische Mittel werden dabei nicht eingesetzt. Denn die aus der Behandlung resultierende Entzündung entsteht nicht fahrlässig, sondern vorsätzlich. Schließlich soll sich der Patient noch lange an das nach Schmutz und Bier stinkende Ärzteteam erinnern.

Und das tut er. Also mir zumindest erging es so. Und von einer Klage werde ich im Falle von ICON CLAN wohl absehen müssen. Denn einerseits ist bei dem rotzigen Musikstil, den die Jungs aus Helsinki praktizieren, nicht zu erwarten, dass durch zahlreiche Plattenverkäufe sonderlich viel Geld aus ihnen herauszuholen ist, und andererseits bin ich mit dem Ergebnis dieser Operation eigentlich ganz zufrieden. Denn so vermeintlich dilletantisch das Trio auch vorgegangen sein mag, kann man doch absolut nicht verleugnen, dass das erklärte Ziel der Behandlung geglückt ist. Und dieses Ziel ist im Bereich der partytauglichen Rockmusik nun mal ein ausgesprochen fröhlich grinsender, keineswegs altersgerecht hüpfender und zu viel saufender Patient, der gewillt ist, auch den nächsten Operationssaal wieder zu besuchen. Und das werde ich. Definitiv. Denn wenn man sich die älteren Werke der Finnen mal zu Gemüte führt, wird man feststellen, dass die Jungs mit der Zeit immer besser werden.  Die ausgelassene Mischung aus rotzigem Rock und einer Prise Punk, wie sie auch die großen Vorbilder von MOTÖRHEAD zu spielen pflegen, dominierte zwar auch schon auf den beiden Vorgängern, doch mit „Rock N’ Roll Rodeo“ setzt uns der Clan das meiner Meinung nach beste Album der Bandgeschichte vor.

Das lässt darauf hoffen, dass mit der nächsten Veröffentlichung die Höchstwertung erreicht werden kann. Hoffentlich müssen wir darauf nicht weitere sieben Jahre warten... Ja, Fleiß ist nicht unbedingt eine Eigenschsft, die sich die drei Herren auf die Stirn schreiben können. Oder wollen. Betrachtet man jedoch die Stimme von Frontmann Miika, welche von Album zu Album immer rauer und versoffener klingt, kann man sich auch vorstellen, woran das liegt. Aber ohne einen ausschweifenden Lebensstil könnte man derartige Partymucke wohl auch nicht so authentisch rüberbringen, wie ICON CLAN es nun mal schaffen. Wie die Werke von MOTÖRHEAD oder THE ALMIGHTY ist auch „Rock N’ Roll Rodeo“ ein einziger Aufruf zum Feiern und Saufen.

Klar, dass man von derartiger Musik nicht sonderlich viel Tiefe erwarten kann. Belanglose Texte mit sich häufig wiederholenden Singalongs geben nicht unbedingt Ansporn, diese im Booklet nachzulesen. Das Mitgrölen der Refrains reicht da vollkommen aus. Und auch der musikalische Ideenreichtum könnte durchaus signifikanter sein. Aber darum geht es nicht. Wenn die Gitarren ihre eingängigen Riffings runterschrammeln, das Drumming einen stets kopfnickertauglichen Rhythmus vorgibt und dazu männlich-melodische Textzeilen ins Mikro geröhrt werden, ist wohl jedes ausgelassene Rockerherz bedient und die Mission erfolgreich absolviert. Mich zumindest haben diese vierzehn Tracks auf ganzer Linie überzeugt. Prost...