Papes Brüder - BRD-Pop




Stil (Spielzeit)
: Deutsch-Rock / Pop
.Label/Vertrieb (VÖ): Rodeostar Records (17.09.10)
Bewertung: 4,5 /10

Link(s): Home / Myspace

Herr Pape ist kein Unbekannter. Carsten Pape war mal in den 80ern in `ner Band namens CLOWNS & HELDEN und schrieb mit denen auch einen nationalen Hit: „Ich liebe dich“. Er schrieb noch mehr: Songs u.a. für NENA, PETER MAFFAY, Bücher, `ne Kolumne und … „BRD-POP“ auf das Cover seines Debüts mit den Brüdern Dobratz.

Kein Deutsch-Rock? I-wo! „BRD-POP“; sprich: Be-eR-De Pop? Das klingt nach Eigenständigkeit und sprich es in einem Wort, dann klingt’s wie Brridd- also Brit-Pop:  OASIS ist Papes Lieblingsband, seine Licks sind oft aber eher von frühen U2 inspiriert. Klingt interessant? Das täuscht.

Im Wesentlichen nämlich erinnert das Ganze musikalisch leider doch nur wie erwartet an deutsche Pop-Rocker wie Maffay und Grönemeyer oder jene modernen Vertreter, deren Namen ich erfolgreich verdrängt habe.

Mit der stärksten Nummer geht es erstmal schwungvoll los. „Hier kommt es“ groovt richtig gut los. Feiner Beat, geschmackvolle, wenngleich  etwas sehr an „The Edge“ erinnernde Leadgitarre. Der Gesang ist zwar dezenter, aber gemahnt dennoch irgendwie an den Blödelbarden aus Bochum. Aber auch wenn es der Nummer an Punch fehlt: manierlicher Einstieg, der Hoffnung macht...

Aber „BRD-Pop“ wird zunächst mal von Stück zu Stück schwächer. „Heut ist mein Tag“ ist wie gemacht als Hintergrund für einen Werbespot einer Investment-Bank oder Brauerei, peppt also ein bisschen, nervt aber mit seiner erzwungenen gute Laune. Das dritte Stück ist nicht der Rede wert. Das vierte, „Horizont“, eine übel kitschige Maffay-Ballade mit einem Text, von dem man als Realist Pickel bekommt. „Sieben Uhr Früh“ ist ein polierter Maffay- meets-U2-Rocker mit sozialkritischem Touch, und lässt mich der Uhrzeit gemäß mächtig gähnen.

Wohl unvermeidlich aus marketingtechnischer Sicht: Papes Hit „Ich liebe Dich“ erfährt ein knappes Vierteljahrhundert nach Erst-VÖ eine Reanimation. Die 2010-Version allerdings beweist nur, dass überflüssige Coverversionen kein Vorrecht überambitionierter Schülerbands sind. Erstaunlich allenfalls wie sehr der 80er Charme des alten Gesangs zugunsten Maffay-artigen Genuschels eingeebnet wurde.

„Lass es gut sein“ ist so etwas wie ein fatalistisches Liebeslied. Ganz ordentlicher Groove samt kurzem Temperamentsausbruch, der der Nummer gut tut. Dass Pape und seine Brüder besser werden, wenn sie es etwas „krachen“ lassen, zeigt der zweite Höhepunkt des Albums: Zwischen U2, Hard-Rock und Westernhagen rockt „Pornos“ auf possierlichem Text ordentlich das Haus. Macht Spaß.
Die 9. Nummer ist gleichfalls der Rede Wert. Es geht mal wieder um (Nicht-)Liebe und ist musikalisch wohl das mieseste Stück des Albums. Das abschließende „Masterplan“ hat viele gute Ansätze, die sich in ihrer überraschenden Komplexität aber nicht so richtig zusammenschließen wollen.

Fazit: Herr Papes Gitarrenspiel ist jetzt nicht gerade innovativ (aber das soll es auch nicht), doch weiß es zu gefallen. Und Herr Pape weiß nach so vielen Jahren im „Biz“ natürlich, wie schwarz-rot-goldener Pop-Rock zu klingen hat. Routiniert spielt er sein Wissen aus. Der große Wurf kommt bei soviel Routine vielleicht zwangsläufig nicht mehr raus…