Stil (Spielzeit): Melodic Hard Rock (?) (47:59)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Heaven / Soulfood Music (31.10.10)
Bewertung: 2/10
Link: http://www.tnttheband.com
TNT kenne ich schon seit vielen Jahren, auch wenn sie sich zwischenzeitlich mal meinem Gehörfeld entzogen haben. Trotzdem sind Songs wie „Tonight I’m Falling“, „Intuition“ (beide vom 89er Album „Intuition“) und „Downhill Racer“ (vom 92er Album „Realized Fantasies“) nicht vergessen, weil sie zu dieser Zeit ständig auf meinem Player vor sich hindudelten.
Kerniger, gitarrenorientierter Hard Rock mit einem sehr eigenwillig klingenden Sänger waren die Markenzeichen der ersten Alben. Da Sänger Tony Harnell die Band aber bereits vor den Aufnahmen des letzten Albums verlassen hat, kann zumindest dieser Punkt nicht mehr erfüllt werden, denn Tony Mills (Ex – SHY), der ihn versucht zu ersetzen, hat eine ganz andere Stimme, wie man bereits auf „The New Territory“ (2007) hören konnte.
Ansonsten ist das Line Up identisch geblieben, dass heißt neben Tony Mills agieren noch Diesel Dahl an den Drums, Victor Borge am Bass, und der für meine Begriffe über Jahre völlig unterbewertete Gitarrist Ronni le Tekrø, der maßgeblich für den fetten und teilweise filigranen Gitarrensound der frühen Neunziger verantwortlich war.
Allerdings, und dass muss ich leider schon mal direkt vorweg nehmen, haben TNT 2008 mit TNT 1990 wirklich gar nichts mehr gemeinsam, wobei es ja zuerst nicht grundlegend schlecht oder falsch ist, wenn sich eine Band im Laufe der Jahre verändert und weiter entwickelt.
Aber was sich mit dem ersten Album mit dem neuen Sänger 2007 schon angedeutet hat, findet bei den elf Songs von „Atlantis“ seine Fortsetzung, bzw. seine negative Steigerung, denn das Album ist einfach nur seicht, und plätschert ohne jegliche Höhepunkte vor sich hin. Selbst Ronni le Tekrø Fähigkeiten blitzen nur noch selten auf, und schaffen es nur partiell, den Songs so etwas wie Durchschlagskraft zu verleihen.
Beim Intro zu „Tango Girl“ habe ich noch gehofft, die Band kriegt doch noch irgendwie die Kurve und baut den sehnsüchtig vermissten Härtegrad aus, aber das ist leider schon der fünfte Song, und nach dem Intro tropft er genauso wie weicher Schmierkäse aus den Boxen wie die Tracks zuvor.
Nur dieses Intro und das Gitarrensolo im Mittelteil lässt an alte Zeiten erinnern, weswegen ich mir diesen Song dann auch direkt sechs Mal hintereinander rein gezogen habe, um mir selber wieder Kraft zu geben, mich mit dem Rest des Albums auseinander zu setzen.
Der Titelsong „Atlantis“ geht dann mit einem wirklich tollen Riff los, und nährt meine Hoffnung mit der zu kriegenden Kurve, die dann aber doch wieder nicht genommen wird, weil die Band wieder komplett das Ziel aus den Augen verliert. Ich frag mich wirklich, warum so ein geiler Ansatz nicht weiter verfolgt wird.
Bei „The Taste Of Honey“ lassen die BEACH BOYS grüßen, die anscheinend wie beim Opener „Hello, Hello“ Pate gestanden haben. Der Unterschied ist nur, dass diese Songs zu den BEACH BOYS besser passen würden, als zu TNT. Leider wird dieser Zustand der Seichtheit und Leichtigkeit bis zum letzten Song „Had It, Lost It, Found It“ nicht mehr besser, bei dem zumindest Ronni le Tekrø, der auf „Atlantis“ meilenweit hinter seinen Möglichkeiten bleibt, mit einen fetten Riff mal wieder etwas glänzen kann.
Fazit: Auch wenn es unfair ist, dieses musikalische Dilemma nur an Tony Mills fest zu machen, der ja nicht wirklich schlecht singt, muss man aber auch erkennen, dass die letzten Veröffentlichungen mit Tony Harnell („All The Way To The Sun“ 2005 und „My Religion“ 2004) um Klassen härter, rockiger und schlicht und einfach besser waren als „Atlantis“.
Ich prognostiziere der Band einfach, dass sie mit diesem Album genauso absaufen wird, wie die sagenumwobene Stadt, die für den Titel herhalten musste.
„Atlantis“ ist für mich in dem schon weit fortgeschrittenen 2008 die musikalische Enttäuschung des Jahres.
Dirk
Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues
Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out