Stil (Spielzeit): Psychedelic Rock (37:13)
Label/Vertrieb (VÖ): Bad Afro Records (01.11.10)
Bewertung: 7 / 10
Link: http://www.myspace.com/dragontears2000
Mit meinen Händen kann ich alles greifen außer meinen Händen selbst... Wahnsinn. Was? Worum geht’s? Bitte verzeiht. Aber diese Art von Musik ist einfach so unzertrennlich mit dem Konsum von Marihuana verbunden, dass selbst ich als langjähriger Abstinenzler mich nicht dagegen wehren konnte, rückfällig zu werden. Oder? Naja, vielleicht ist es auch die Wirkung der musikalischen Klänge an sich, welche rauschartige Zustände hervorzurufen vermag. Ich weiß es nicht. Denn der Konsum dieser Scheibe scheint die sofortige Vernebelung des Gehirns zu bewirken. Realität und Traum, Zeit und Raum, Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft verschwimmen und hinterlassen nicht viel mehr als eine bunte, wabernde Masse. Oder ist es eine Lavalampe, vor der ich schon seit Stunden sitze? Vermutlich beides. Auf alle Fälle fühlt es sich sehr angenehm an. Und das ist doch eigentlich alles, was zählt. Wo waren wir stehengeblieben?
Ach ja. DRAGONTEARS heißt diese neue Droge. Wobei von „neu“ eigentlich gar nicht die Rede sein kann. In keinerlei Hinsicht. Denn einerseits haben die Neo-Hippies bereits zwei Alben namens „2000 Micrograms From Home“ und „Tambourine Freak Machine“ auf ihre Konsumenten losgelassen, andererseits sind die Wirkstoffe nicht unbedingt als unerforscht einzustufen. Ganz im Gegenteil. Ein fetter, rot leuchtender „Retro“-Stempel prangt auf jedem einzelnen der ganzen sechs Tracks, die das neue Album beinhaltet. Das hier ist also die ganz alte Schule und wurde somit innerhalb der letzten fünfzig Jahre schon mindestens vierhundertzwanzigtausendmal in dieser Art interpretiert. Aber das macht ja nichts. Wenn die Wirkung der „The Dark Side Of The Moon“ von PINK FLOYD vielleicht mittlerweile zu stark nachgelassen hat oder einfach zu sehr zur Gewohnheit geworden ist, muss halt ein neues Mittelchen her, um so richtig abschalten und in Erinnerungen schwelgen zu können. Und genau hierfür eignet sich „Turn On Tune In Fuck Off!!“ bestens. Ich würde ja jetzt gerne noch ein paar Vergleichsbands mehr anführen, doch leider ist diese Art von Musik eigentlich so gar nicht mein Metier...
Also bitte verzeiht meine unqualifizierten Schwafeleien. Ich kann diese Scheibe leider nur als Außenstehender betrachten und ihre Wirkung auf mich beschreiben, ohne von der Materie als solches sonderlich viele Vorkenntnisse zu haben. Anderen Einsteigern könnte ich jetzt als Referenz höchstens MONSTER MAGNET bieten, welche zumindest vom Style her mit den DRAGONTEARS vergleichbar sind. Den rotzigen Rock’n’Roll-Faktor der Amis jedoch findet man hier nicht wieder. Frontmann Lorenzo Woodrose, welcher den etwas Versierteren unter Euch wohl auch durch seine andere Band BABY WOODROSE ein Begriff sein dürfte, klingt zudem stark nach Whitfield Crane, wenn dieser bei MEDICATION ins Mikro haucht. Das war’s dann aber auch schon mit Vergleichen meinerseits. Bleibt mir nur, noch einmal auf die Songs einzugehen. Auf alle sechs...
Denn mehr gibt die neue Scheibe der DRAGONTEARS nicht her. Und dennoch ist es keine EP, sondern mit knappen vierzig Minuten Spielzeit ein richtiges Album. Dessen Opener „Two tongue talk“ besticht durch einen treibenden Rhythmus, einen eingängigen Refrain und jede Menge psychedelischer Gitarrenklänge. Da schließt sich dann auch gleich der mindestens ebenso im Ohr hängenbleibende und meiner Meinung nach beste Track „No salvation“ an. Sich immer wiederholende, groovende Bassläufe und aussagekräftige, englische Textzeilen geben hier den Ton an. Etwas ruhiger wird es mit den ebenfalls englischsprachigen Tracks „My friend“, getragen von einer Akustikgitarre, und „Time of no time“, welches hypnotischer kaum sein könnte. Kaum. Denn der in der Landessprache Dänisch vorgetragene, überlange Titel „William“ treibt die Tranceartigkeit in extrem langsamer Weise auf die Spitze. Diesen Song könnte man direkt als etwas langatmig empfinden. So auch den letzten, ebenfalls dänischsprachigen, Track namens „Mennesketvilling“, welcher zwar nicht so lang ist, aber ebenso schleppend daherkommt wie „William“. Dennoch habe ich diesen psychedelischen Trip irgendwie genossen und kann nur jedem empfehlen, sich das Teil auch mal zu klinken...