Supercharger - That's How We Roll

Supercharger1

Stil (Spielzeit): Rock’n’Roll (45:54)
Label/Vertrieb (VÖ): VME (28.03.11)
Bewertung: 5 / 10
Link: http://www.myspace.com/wearesupercharger
So rollen also die Dänen… Das ist eine der Informationen, auf die ich im allergrößten Notfall auch hätte verzichten können. Denn wenn man das kugelnde Ergebnis, welches diese sechs draufgängerischen Rotzrocker namens SUPERCHARGER kürzlich veröffentlicht haben, mal ganz objektiv betrachtet, dann wird man feststellen, dass die Dänen auch nicht anders rollen als die Norweger, Schweden, Deutschen, Amerikaner oder wer auch immer. Also wenn ein Däne zum Bäcker geht und gerne Rumkugeln möchte, dann wird auch er nur die beispiellos witzige Antwort „Moment, ich stelle nur eben die Möbel beiseite.“ erhalten und nicht etwa „Ja, das kannst Du sowieso am besten!“ oder „Für Dich gestalte ich die aber besonders lecker!“. Nur weil obligatorisch bunt tätowierte Arme eine Gitarre genauso fest wie eine Bierflasche halten und zwei ganz bestimmte Finger spreizen können, bedeutet dies noch lange nicht, dass diese Arme auch in der Lage sind, Welt und Körper bewegende Rocksongs aus dem Ärmel zu schütteln. Dieser ist einer guten Sicht auf die vielen Tattoos zuliebe sowieso nicht vorhanden...

Und so schütteln auch die Jungs von SUPERCHARGER meist eher vergebens. Ich will jetzt ja gar nicht behaupten, das Sextett aus Kopenhagen sei wirklich mies oder liefere sogar eine minderwertige Qualität in Sachen Handarbeit und Songwriting ab, aber so richtig mitgerissen hat mich leider kaum einer der zwölf Tracks auf „That’s How We Roll“. Das mag zum einen daran liegen, dass das Ganze alles andere als rotzig, dreckig und verwegen rüberkommt, da die Produktion verhältnismäßig poppig, die Stimme nicht kaputt genug, das Gitarrenspiel zu brav und das vermittelte Garagenfeeling schlicht nicht vorhanden ist. Zum anderen rührt die mangelhafte Motivation, auf SUPERCHARGER abzugehen, mit Sicherheit auch nicht zuletzt daher, dass die sechs Jungs scheinbar krampfhaft versuchen, diverse Country- und Blues-Elemente in ihre Songs einfließen zu lassen. Das war auf dem ersten Album „Handgrenade Blues“ noch nicht so ausgeprägt. Aber da hatten deren Landsmänner von VOLBEAT ja auch noch nicht den großen Durchbruch geschafft. Ob hier wohl jemand versucht, auf der von den sympathischen Dänen um Michael Poulsen losgetretenen Cash-Revivalwelle zu reiten? Ich will den Herren hier ja nichts unterstellen, aber ein Track wie „Mrs. Ferguson“ erinnert schon stark an VOLBEAT...

Allerdings schaffen es SUPERCHARGER nicht ansatzweise, so eingängig und mitreißend zu klingen wie ihre Vorreiter. Fairerweise muss ich an dieser Stelle aber auch einräumen, dass ein Großteil der Tracks auf „That’s How We Roll“ so gar nichts mit VOLBEAT zu tun hat. Man muss dem Sextett schon zugestehen, dass die Einflüsse, welche sich auf dieser Scheibe erkennen lassen, eigentlich recht vielseitig sind. So klingt etwa der durch Mia Coldheart von der schwedischen Rockkapelle CRUCIFIED BARBARA unterstützte Titel „Redemption Song“ ein wenig nach alternativem Softrock der Marke TO MY SURPRISE, während ein Titel wie „Aim High“ erschreckend stark an THE BONES erinnert. An anderen Stellen scheinen THE HELLACOPTERS oder GLUECIFER durch, manchmal auch PSYCHOPUNCH. Doch leider vermögen all die eben genannten Bands den geneigten Hörer sehr viel besser und intensiver in ihren Bann zu ziehen und zum Tanzen zu motivieren als SUPERCHARGER. Der Funke will hier einfach nicht so recht überspringen. Zu glatt, zu poppig, zu weich, zu unmelodisch, zu wenig eingängig...

Es gibt also verschiedene Gründe, sich dieses Album nicht zu kaufen. Andererseits gibt es natürlich auch solche, die gerade für den Erwerb sprechen. Der gut tanzbare Kracher „Rise and fall“ zum Beispiel bleibt im Ohr hängen und wer insgesamt eher mit soften Rockklängen sympathisiert, der kann wohl gerne mal reinhören. Voraussetzung ist jedoch, dass dreckiger Rotzrock ebenso unerwünscht ist wie poppige Ohrwürmer. SUPERCHARGER bewegen sich irgendwo dazwischen. Richtig originell ist es leider nicht. Daran ändert auch die langweilige Country-Ballade „Sunrise over Reeperbahn“ nichts. Es gibt zwar einige starke Momente auf „That’s How We Roll“, langfristig jedoch versinkt die Platte leider in der Mittelmäßigkeit...