Link: http://www.myspace.com/omaszwerge
Das sind die Jungs, vor denen uns unsere Eltern warnen... Als ich diese Textzeile, welche im Titeltrack des offiziellen Debutalbums der vier Zwerge zu vernehmen ist, das erste Mal hörte und die anschließenden krampfartigen Lachanfälle überwunden hatte, stand für mich eines fest. Jetzt musste ich mich entscheiden. Entweder finde ich diese albernen Nachwuchspunks unglaublich scheiße oder ich setze ein Grinsen auf und hege seltsam kindliche Sympathien für die gefährlich rebellischen Outlaw-Rocker. Aus unerfindlichen Gründen fiel meine Wahl auf letztere Option. Vielleicht ist es ein latenter Beschützerinstinkt oder einfach der Unwille, jemals richtig erwachsen zu werden. Ich weiß es nicht. Auf alle Fälle zaubern mir die Jungs aus dem Ruhrpott mit ihren pubertären Texten und der unauthentischsten Punkattitüde aller Zeiten bei jedem Durchlauf ihres niedlichen Erstlingswerks ein nachsichtiges und amüsiert fremdschämendes Lächeln auf die Lippen. Ich will dieses aufstrebende Quartett einfach nicht verreißen. Denn es ist durchaus nicht von der Hand zu weisen, dass die Bengel einfach auf ihre ganz eigene Art und Weise sympathisch wirken. Außerdem gehöre ich auch nicht mehr zu der Zielgruppe, welche OMAS ZWERGE von sich zu überzeugen versuchen, da ich die Volljährigkeit bereits erreicht habe. Aber versetzt man sich mal in die Lage eines pickeligen, heimlich von zuhause ausbüchsenden und über das Wort „Penis“ kichernden Teenies, dann muss man zugeben, dass sich OMAS ZWERGE bestens eignen, um die erste alkoholisierte Party musikalisch zu untermalen...
Und da auch meiner Meinung nach ein „Penis“ jeden Witz aufwertet, fällt mir dies auch nicht sonderlich schwer. DIE ÄRZTE mag ich auch. Und da der musikalische und lyrische Einfluss von der besten Band der Welt auf „Stereopunk“ stets leicht durchscheint, kann man da gerne mal ein Auge zudrücken und positiv vermerken, dass zumindest die Instrumentalisierung der zwölf Tracks hier wenig zu wünschen übrig lässt. Geboten wird halt verhältnismäßig softer Poppunk mit treibenden Rhythmen, simplem, aber sauberem Gitarrenspiel und stets perfekt nachvollziehbaren Songstrukturen. Und die Tatsache, dass verspielte Gitarrensoli, vertrackte Drummings oder irgendwelche kompositorischen Überraschungen vollständig weggelassen wurden, kann man natürlich auch positiv sehen, da dies der Eingängigkeit der Songs dient und nicht bloß von handwerklichem Unvermögen zeugt. Also ganz offensichtlich kann das putzige Quartett sein spieltechnisches Potential recht gut selbst einschätzen und gleicht das Songwriting dementsprechend an. Was dabei herausgekommen ist, gibt somit kaum Anlass zur Kritik. Ganz im Gegenteil...
Wer HEINZ AUS WIEN oder PETE BLUME kennt und möglichst auch liebt, der wird vielleicht begeistert sein. Der Track „Der Preis“ beispielsweise erinnert stark an die Blumen und einige Momente, welche über das komplette Album verstreut sind, hätten auch von Heinz stammen können. Oder auch nicht. So bin ich mir einfach nicht sicher, ob die Textzeile „Da hilft kein Wimmern und Protesten“ ein augenzwinkerndes Wortspiel darstellt, wie es die Wiener auch gerne verwenden, oder ob das Wort „protestieren“ einfach noch nicht in der Schule in Essen behandelt wurde. Und damit wären wir dann auch schon beim größten Manko der Band. Die Texte. Wer nicht erst vierzehn Jahre alt ist oder ein äußerst empathisches Wesen aufweisen kann, der wird aus dem Fremdschämen gar nicht mehr heraus kommen. Seien es nun solch pseudo-revolutionäre Phrasen wie im Titeltrack oder ehrlich pubertäre Problematiken wie ein „SMS-mäßiges Schlussmachen“. Es ist nun mal Musik für die Kleinen. Darüber lässt sich nur schwer hinwegsehen...
Aber denen wird immerhin Lyrik geboten, welche gut nachvollziehbar ist und sicher einigen aus dem Herzen sprechen wird. Von richtigem Punkrock ist „Stereopunk“ selbsverständlich meilenweit entfernt und die Eltern und Omas der Zwerge können beruhigt sein, dass aus den vier Jungs auch definitiv niemals echte Punks werden, doch immerhin wird dem geneigten Hörer hier ein ordentlich abgemischtes und gut tanzbares Scheibchen geboten, welches mir persönlich zwar schnell auf den Sack gegangen ist, aber sicherlich seine Fans finden wird...
Stil (Spielzeit): Poprock (35:20)
Label/Vertrieb (VÖ): Noteworks (06.05.11)
Bewertung: 6 / 10