Stil (Spielzeit): Rock/Deutschrock (48:30)
Label/Vertrieb (VÖ): F.A.M.E. (26.08.11)
Bewertung: 6/10
Link: http://www.wetomusic.de/
WETO sind SCHANDMAUL – oder sind SCHANDMAUL WETO? Irgendwie beides, denn WETO existierten schon ein paar Jährchen vor den Mittelalter Rockern um Sänger Thomas Lindner und Gitarrist Martin Duckstein. Als deren neu gegründetes Projekt SCHANDMAUL zum Millenniumwechsel schnell große Erfolge einfuhr, wurden WETO auf Eis gelegt. Irgendwann kam man auf die Idee, es noch mal zu probieren. Da die beiden anderen Gründungsmitglieder verhindert waren, wurden mit Bassist Matthias Richter und Schlagzeuger Stefan Brunner kurzerhand zwei weitere SCHANDMAUL-Mitglieder rekrutiert. Komplettiert wird die Band von REGICIDE-Keyboarder Heiner Jaspers. 2006 veröffentlichte das Quintett "Das 2zweite Ich", eine Mischung aus alten und neuen Songs.
Nach dem letzten SCHANDMAUL-Album "Traumtänzer" war es nun wieder Zeit, mit WETO ebenfalls eine neue Scheibe zu veröffentlichen. Die Truppe konzentriert sich im Gegensatz zur erfolgreichen Mittelalter-Folkrock-Combo dabei auf moderne, gothic-lastige Sounds, auf harte (oder zumindest härtere Gitarren), Keyboards, zeitgenössische Texte und eine düstere Stimmung. Lindner nennt das "die Kehrseite der Medaille" im Gegensatz zum Märchenonkel-Image von SCHANDMAUL. An und für sich ist das richtig, WETO sind ein gutes Stück härter und ernster, oftmals beschleicht einen allerdings das Gefühl, dass die Idee nicht konsequent zu Ende gedacht wurde. Die Lieder sind auf hart getrimmt, lassen es aber an Durchschlagskraft vermissen.
So ist beispielsweise der Opener "Eiszeit" nur halb gelungen. Zwar fehlt es hier nicht an Druck (man fühlt sich musikalisch ein wenig an frühe MEGAHERZ erinnert) und Eingängigkeit, doch Thomas Lindners Vocals sind viel zu einschmeichelnd, um die düstere Atmosphäre passend zu transportieren – ein Manko, das sich durch das gesamte Album zieht. Der Gesang im Refrain klingt außerdem arg bemüht und leicht neben der Spur. Der nachfolgende, leicht mystische "Feuertanz" klingt aufgrund seiner Nähe zu SCHANDMAUL schon besser, ebenso "Was bleibt", dessen eintönige Strophen immerhin von einem schönen Refrain aufgefangen werden. Die Single "In das Licht" ist eine der besten Nummern, während "Orient und Okzident" trotz holpriger Lyrics eine leise und schöne Aufforderung zum friedlichen Miteinanderleben ohne Abgrenzungen der Religionen darstellt. Seltsamerweise sind WETO aber immer dann am besten, wenn sie in Richtung SCHANDMAUL gehen, die Keyboards also auch mal Flötensounds herbei zaubern und die Gitarren sich eher im Hintergrund halten. Zu der dunklen, modernen Ausrichtung passt der märchenhafte Gesangsstil Lindners leider nur bedingt. Das fließende, melancholische "Schattenspieler", das von einer eingängigen Klaviermelodie durchzogen wird, und der gemäßigte Abschluss "Zwei Raben" (tolles, überlanges Gitarrensolo) zeigen immerhin das Potential dieser Band auf, das ansonsten viel zu selten in vollem Umfang zur Geltung kommt. Bei "Reise" steht man schnell wieder vor einem altbekannten Problem: Diesmal ist der Chorus alles andere als eine Glanztat, während die hektischen Strophen für Laune sorgen. "Ausgebrannt" klingt durch runtergestimmte Gitarren und die Vocals hart, allerdings zu aufgesetzt.
"Schattenspieler" ist ein Album mit vielen guten Ansätzen und wenigen durchgehend tollen Songs, klingt im Ganzen jedoch zu bemüht und uneinheitlich. Nur selten bleibt ein Song auf einem Niveau, meist ist nur ein Teil wie die Strophen oder der Chorus wirklich hörenswert, während der Rest des Tracks abfällt. Der Adressatenkreis von WETO lässt sich nur schwer benennen, einigen SCHANDMAUL-Fans könnte das Material trotz zweitweiser Nähe zur Hauptband zu düster, hart und modern sein. Wer aber Musik im Stile von "Neue deutsche Härte"-Bands erwartet (was für eine dämliche Genre-Bezeichnung), dem kann mit "Schattenspieler" allerdings auch nur bedingt geholfen werden. Am besten hört ihr in die Scheibe rein, um keine bösen Überraschungen erleben zu müssen. Meiner Meinung nach wäre hier trotz einiger hörenswerter Momente und handwerklich guter Arbeit deutlich mehr drin gewesen.
Chrischi
Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten
Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...