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„Blues is the roots, everything else is the fruits" – der Satz stammt von Willie Dixon, einem bedeutenden US-amerikanischen Bluesmusiker. WellBad, ein aktuell zumindest noch etwas weniger bedeutender Hamburger Bluesmusiker von Anfang 20, hat ihn sich zum Prinzip gemacht: „Blues ist mehr als nur eine Richtung. Es ist ein Gefühl. Blues hat nichts mit Strukturen, Genres oder Taktanzahl zu tun" – und genau das höre ich auf „Beautiful Disaster", dem Debüt des Jungspunds.
Ich verstehe kaum etwas von Blues und kenne weder die Musik von WILLIE DIXON, THE BLACK KEYS oder EELS, noch die Songs von TOM WAITS, die WellBad und seine vier Bandjungs als Inspirationsquelle nennen. Aber ich merke, wenn Musik authentisch ist, von Herzen kommt, und Gefühl und Seele hört man auf „Beautiful Disaster" in jedem Song. WellBad singt und spielt neben Akustik- und E-Gitarre Maultrommel, Wurlitzer und Akkordeon. Zusammen mit Nazim "Machine Gun" Kilic (Gitarre), Simon Ole Andresen (Piano), "Otte" (Bass) und Dr. Jonas Demelt (Percussions) sind 12 Songs entstanden, die dieses Jahr im Hamburger Hafenklang Studio aufgenommen wurden.
Das ausgelassene „Southern Comfort Girl" sticht mit seinem mehrstimmigen Refrain, dem pumpenden Beat und den verzerrten Gitarren besonders hervor, doch WELLBAD können auch ganz anders: "All You Can Do Is Cry" beispielsweise ist ein sehr ernsthafter, ruhiger Song, der wohl eher dem entspricht, was man gemeinhin unter Blues einordnen würde. Blues-typisch klingt für mich auch das beschwingte „Dark Days Come", bei dem WellBad alles aus seiner beeindruckenden Reibeisenstimme herausholt, was geht. Auf „Carry On" sticht seine Stimme am stärksten heraus – welcome Johnny Cash...
Weitere Highlights sind der Titeltrack „Beautiful Disaster", ein sehr ausgelassener, tanzbarer Song mit klasse Refrain, das wunderbar sentimentale „Needin' Love" oder die Ballade „Leave Me Your Smile". WellBad singt über die Liebe, Verlust und Glauben, manchmal verpackt in kleine Geschichten. Er macht dabei keine großen Worte, findet aber immer den richtigen Ton und transportiert dabei eine Coolness, die ich bisher nur bei Colin Moore oder Everlast gefunden habe.
Ich kann das Album in seiner Gesamtheit gar nicht so richtig einordnen – ist die Scheibe atypisch für eine Blues-Platte? Sie ist wohl eher modern ausgerichtet, was ich aufgrund der Stilvermischung aus Blues, etwas Folk und Bar-Rock vermuten würde. Wie auch immer, WELLBAD spielen Blues für Leute wie mich, die gar nicht wissen, dass sie auf Blues stehen. Hört einfach rein... und bitte mehr davon!
Chris
Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!