Stil (Spielzeit): Melodic Rock (53:00)
Label / Vertrieb (V.Ö.): Avenue Of Allies / H'ART (09.12.2011)
Bewertung: 8/10
http://angelinetheband.se/
Auch wenn die Schweden ANGELINE 2010 erst ihr Debüt mit komplett eigenen Songs veröffentlichten, und damit ordentliche Reviews einfuhren, sind die Jungens keine Newbies, denn sie machen schon über 20 Jahre zusammen Musik. Hätten sie gedacht, dass ihre eigenen Kompositionen so einschlagen, hätten sie ihre Coverband-Karriere bestimmt schon früher an den Nagel gehängt.
Zwölf Songs haben Jocke Nilsson (vocals / guitar), Janne Arkegren (guitar), Tobbe Jonsson (drums) und Uffe Nilsson (bass) für „Disconneted" eingespielt, und sind nebenbei auch noch in Eigenregie für die Produktion verantwortlich gewesen. Der Opener „When The Lights Go Down" zeigt die Marschrichtung des Albums: ANGELINE stehen für eingängige Melodien, oftmals zweistimmige Gesangslinien, gepaart mit wirklich krachenden Riffs. Wer jetzt die Nase rümpft und denkt, hier wird einem seichte Poprockkost geboten, liegt 100% falsch, denn Sound und Songstrukturen sind hart genug, um eben nicht in diesem Sumpf zu verschwinden.
„Falling Into You" beginnt fast etwas funkig, rockt aber nicht weniger als der Opener. „Take A Little Time" könnte auch von den PRETTY MAIDS sein, und „I Had Enough" erinnert mich an die frühen TREAT. Aber eigentlich ist es nicht fair, die Songs der Band mit anderen Bands in Zusammenhang zu bringen, denn ANGELINE schaffen es schon, ihre eigenen Ideen in die Songs einzubringen und sich dadurch genug Eigenständigkeit zu erspielen, um solchen Vergleichen auch locker Stand zu halten. Bei der Halbballade „Found" gehen ANGELINE etwas vom Gas, zeigen aber beim Titelsong „Disconnected" direkt wieder, wo es auf dem Album lang geht. Wie bei „Falling Into You" bauen sie in diesen Song auch gelegentlich funkige Elemente ein, und auch die Voice Box, die Janne Arkegren im Refrain einsetzt, passt saugut in den Song.
„Times Like These" stampft im Chorus wie ein Raddampfer auf dem Mississippi, im Refrain wird der Schwerpunkt vom Rhythmus auf die Melodie verlagert, wodurch dem Song ein ordentlicher Drive verpasst wird. Nebenbei ist hier auch noch ein Gitarrensolo am Start, das aufhorchen lässt. Danach kommen für mich mit „Solid Ground" und „If It's The Last Thing I Do" die beiden einzigen schwächeren Songs des Albums, denn ersterer klingt mir im Vergleich zum restlichen Album zu unmotiviert, und bei dem anderen Song ist mir vom Rhythmus her der Schunkelfaktor etwas zu hoch.
Aber zum Glück bleiben das die einzigen beiden Durchhänger, denn „First Time Around" und „Way Down" haben wieder die bekannten Trademarks von ANGELINE und machen wieder richtig Spaß.
Was ich allerdings auf dem kompletten Album nicht gehört habe, sind die in der Bandbio angekündigten Einflüsse bzw. Vergleiche von/zu AIRBOURNE und BULLET. Ich habe zig Bands im Sound von ANGELINE wieder gefunden, aber die beiden speziellen Bands habe ich in keinem der Songs rausgehört. Und das ist auch gut so, denn das würde ganz und gar nicht in das Gesamtkonzept der Band passen.
Fazit: ANGELINE stehen für modernen Melodic Rock aus Schweden, fast hätte ich geschrieben "wie man ihn seit Jahren gewohnt ist". „Disconnected" klingt aber Gott sei Dank nicht nach 08/15 Gedudel, sondern rockt ordentlich nach vorne. Die Jungens haben es wirklich drauf, paaren Melodie perfekt mit Härte und belassen den Songs ihre Ecken und Kanten. Sehr schön. Fans, die einen Cocktail aus BON JOVI, PRETTY MAIDS, EUROPE oder DAUGHTRY zu schätzen wissen, sollten „Disconnected" definitiv eine Chance geben.
Dirk
Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues
Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out