Rock / Hard Rock
Link(s): http://www.myspace.com/gackt>
Was für ein Geraffel… Es hat tatsächlich relativ lange gedauert, bis mir bewusst wurde, dass die hier besprochene Formation aus Japan nicht etwa “Yellow Fried Chicken” heißt, sondern GACKT. Nicht ganz so lang hat es dann gedauert, bis ich begriffen habe, dass GACKT noch nicht mal wirklich der Name der Band ist, sondern der eines japanischen Superstars, welcher bereits in etlichen Filmen, Videospielen und musikalischen Projekten tätig war und seit 1999 nun schon eine überaus erfolgreiche Solokarriere verfolgt. Genaugenommen nennt sich die Gruppe um diese charismatische Person „GacktJOB“ und besteht aus momentan insgesamt fünf Mitgliedern, aber der hohe Bekanntheitsgrad des Frontmannes rückt den Rest ein wenig in den Hintergrund. Mittlerweile weiß ich übrigens sogar, dass GACKT gar nicht wirklich der Name dieses Menschen ist, sondern bloß einer seiner vielen Künstlernamen. Durchaus eine interessante Persönlichkeit...
Nun stellt sich jedoch die Frage, ob dieses musikalische Endprodukt ebenso interessant ist wie sein Schöpfer. Es handelt sich bei „Attack Of The Yellow Fried Chickenz In Europe 2010“ um eine Livescheibe mit zehn Tracks, welche allesamt auf der ersten Europatour der Band in Bochum aufgenommen wurden. Die deutschen Crowds sind nun einmal die besten der Welt. Das wird auf der Platte auch eindrucksvoll bewiesen. Die Stimmung scheint zu kochen und bevor man die dazugehörige DVD gesehen hat, ist man verleitet, die Halle, in der das Ganze aufgenommen wurde, als sehr viel größer einzuschätzen. Diese Wirkung wird durch das fast durchgehend äußerst intensive Gejubel und Gekreische erzeugt, welches an pubertierende Zahnspangenträgerinnen auf einem JUSTIN BIEBER-Konzert erinnert. Und diese Stimmung einzufangen und festzuhalten schien den fünf Japanern ganz besonders wichtig gewesen zu sein, denn die Spielzeit von fast siebzig Minuten, welche sich auf gerade einmal zehn Songs verteilt, kommt nicht etwa zustande, weil diese Songs so ausführlich lang sind, sondern viel mehr durch die ungeschnittenen und teilweise ewig erscheinenden Zwischenparts, in denen meist nur das Publikum zu hören ist und die Artisten lediglich einige geistlose Anfeuerungen von sich geben...
Zwischen diesen ausführlichen Stimmungsdokumentationen wird dem geneigten Hörer eine nette Ansammlung erlesener Rockhymnen präsentiert, welche den unzähligen Longplayern entnommen wurden, die GACKT bereits veröffentlicht hat. Die Musik ist überwiegend relativ wild, obwohl das Tempo meist in mittleren bis unteren Gefilden anzusiedeln ist. Einprägsame Melodien findet man jedoch selten und ohne die Stimme wären die meisten Songs sicherlich extrem unzugänglich. Doch glücklicherweise schwebt ja größtenteils diese einnehmende und charismatische Stimme über allem, um aus der hierzulande etwas gewöhnungsbedürftigen musikalischen Darbietung den einen oder anderen Ohrwurm herauszukitzeln. Zwar zünden die meisten Melodien erst nach dem zweiten oder dritten Durchlauf, doch langfristig gesehen bietet dieses Livealbum durchaus Mitsummpotential. Es bleibt jedoch beim Summen, denn fast alle Texte werden auf Japanisch vorgetragen, was dem klassischen J-Rock von GACKT die nötige Authentizität verleiht...
Wer also mit dieser Stilrichtung etwas anfangen kann, der wird hier nicht enttäuscht. J-Rock insgesamt ist nun mal punkig und irgendwie rotzig, aber stets gekrönt mit einer melodischen Gesangsstimme und einigen richtig theatralisch anmutenden Momenten. Da bildet GACKT keine Ausnahme, wie diese Kombination aus CD und DVD beweist. Letztere bietet übrigens einen ausführlichen und relativ unterhaltsamen Tourbericht mit kurzen Konzertausschnitten aus allen fünf Shows. Szenenanwahl, Untertitel auf Japanisch und Englisch sowie optionaler Audiokommentar der Band machen diese Scheibe zu einem adäquat umfangreichen Bonus und auch an der Qualität von Bild und Ton ist nichts auszusetzen. Leider ist kein komplettes Konzert enthalten, so dass ein wiederholtes Abspielen der DVD weitestgehend reizlos bleibt. Die CD hingegen wird echte Fans sicherlich begeistern. Der Sound ist super. Mir persönlich jedoch ist das Ganze etwas zu langatmig, weshalb ich leider einen Punkt abziehen muss...
