Mont Go - Odyssee

Mont Go

Stil (Spielzeit): Rock (40:39)
Label/Vertrieb (VÖ): ES&L Entertainment (30.03.12)
Bewertung: 5 / 10
Link(s): http://www.montgo.at

Also ich weiß ja nicht so recht… Irgendwie habe ich nach jedem Durchlauf dieser Platte eine andere zu vergebende Punktzahl im Kopf. Nach der ersten Hörprobe habe ich mich noch auf einen richtig schönen Verriss mit höchstens drei Punkten gefreut. Macht halt auch mal Spaß, einfach nur zu pöbeln. Dies lag allerdings hauptsächlich an meinen verhältnismäßig hohen Erwartungen, da das sympathische Coverartwork doch irgendwie einen folkig-beschwingten Eindruck vermittelt, welcher auf seetaugliche Mitgrölrefrains schließen lässt. Doch leider weit gefehlt. Mit Piratenpunk wie JOLLY ROGER, Folkpunk wie PIPES AND PINTS oder anderen freibeuterischen Stromgitarrenkapellen wie ALESTORM haben diese drei sanften Nordlichter ungefähr so viel gemein wie ein Sportwagen mit einem Holzbein. Tja, manchmal lohnt sich der Blick auf den Promo-Beipackzettel, um vorschnelle Erwartungshaltungen zu vermeiden. Dann hätte ich mich schon im Vorfeld auf die poppige Mischung aus alternativem Gerocke, Neuer Deutscher Härte und selbiger Welle einstellen können. Letztere ist übrigens das einzig Maritime an dieser Scheibe...

Auf der anderen Seite weiß das Debutalbum der drei gefühlvollen Hardrocker auch durchaus zu überzeugen, wenn man sich denn mit dieser Art von Musik anfreunden kann. Also nach dem zweiten Durchlauf der elf kurzweiligen Tracks konnte ich tatsächlich fast schon so etwas wie Begeisterung für MONT GO aufbringen, da das Ohrwurmpotential der meisten Refrains doch recht hoch gehalten ist. Die Songs sind allesamt ziemlich unkompliziert aufgebaut und weisen dadurch eine gewisse Eingängigkeit auf, welche es dem geneigten Hörer ermöglicht, schnell Zugang zu den nicht uninteressanten Kompositionen zu finden und die Hooks schon nach kürzester Zeit mitzusingen. Sofern man denn den Drang dazu verspürt. Und obwohl ich sonst nicht der größte Fan von derartiger Mucke bin, vermochte mich jener Drang während der zweiten Rotation von „Odyssee“ doch durchaus zu packen. Der Großteil der elf Titel geht nun mal sehr schnell ins Ohr und die überwiegend sehr tanzbaren Rhythmen tun ihr Übriges, ihren Konsumenten mitzureißen, also schnellte die von mir angedachte Punktzahl mal eben um etwa vier Punkte nach oben und ließ sogar den leisen Verdacht auf eine Steigerung beim nächsten Durchlauf aufkommen...

Diese blieb jedoch aus. Leider war das Gegenteil der Fall. Also die Langzeitmotivation ist bei MONT GO auf alle Fälle nicht sonderlich ausgeprägt. Zu schnell gingen mir die stark lyrisch geprägten Poprockhymnen auf die Nerven. Der eine oder andere Track wie beispielsweise das einnehmende „Was bleibt“ konnte mich zwar auch nach dem dritten Durchlauf noch zum leichten Mitwippen überreden, aber teilweise wirken die Reime, welche gerne an Bands wie die SPORTFREUNDE STILLER erinnern, einfach zu gezwungen, um gerne mitgesungen zu werden. Trotz aller Eingängigkeit. Die aus dem Leben gegriffenen und oft sehr emotionalen Texte erinnern mich zeitweise auch an KETTCAR oder Vergleichbares, was nicht unbedingt als Kompliment aufzufassen ist. Titel wie „Seelenleer“ hingegen weisen lyrisch sowie durch den Einsatz von elektronischen Klängen auch musikalisch starke Parallelen zu OOMPH! auf. Wer mit derartiger deutschsprachiger Rockmusik etwas anfangen kann, der sollte sich selbst einmal ein Bild von MONT GO machen. Hier wird zwar definitiv nichts weltbewegend Neues geboten, aber zumindest dem Durchschnitt weiß „Odyssee“ wohl auf jeden Fall das Wasser zu reichen. Wer mit den drei eben genannten Bands hingegen so gar nicht sympathisiert und sich auch DIE ÄRZTE oder DIE TOTEN HOSEN niemals freiwillig anhören würde, der kann hiervon getrost Abstand nehmen...

Denn genau in diese Kerbe schlagen die drei jungen Herren von MONT GO. Teils tanzbare, teils schmachtbare, aber stets poppig angehauchte Melodien in semi-rotzigem Rockgewand, etwas rauer, aber nicht zu dreckiger Gesang, massenverträgliche Rhythmen mit relativ wenig Anspruch und ein wenig elektronischer Unterstützung sowie solides Songwriting mit sehr viel Wiedererkennungswert in einem ebenso soliden Soundgewand lassen mir kaum eine andere Wahl, als dieses durchschnittliche Debüt mit durchschnittlichen fünf Punkten abzuspeisen...