Stil/Spielzeit: Deutschrock (55:40)
Label/Vertrieb (VÖ): Better Than Hell/edel (18.05.2011)
Bewertung: 6/10
saitenfeuer.de
Herzlich willkommen im SAITENFEUER! Ihr kennt die Band nicht? Kein Wunder, denn "Auf und davon" ist das erste Album des Leipziger Quintetts, das sich voll und ganz dem Deutschrock mit leichtem Punk-Einschlag verschrieben hat. Und so ist es wenig überraschend, dass einem beim Hören der Scheibe Namen wie die ONKELZ und HOSEN, um nur mal die prominentesten Deutschrock-Vertreter zu nennen, in den Sinn kommen.
Wer sich jetzt verwundert die Augen reibt und sagt "Hä, das Album hab ich doch", der gehört nicht eingewiesen, sondern hat auch recht. Hö, wie geht denn das? Die CD kommt erst jetzt raus, und man hat sie schon? Ganz einfach: Das Platteninfo flunkert uns ein wenig an. "Auf und davon" wurde nämlich bereits 2010 veröffentlicht. Das hier um den Zusatz "2012" versehene Album ist eine Neuauflage des Debüts, das allerdings komplett neu aufgenommen und um die beiden Songs "100 %" und "Sieger" ergänzt wurde. Außerdem ist "Engel" in einer Piano-Version als Bonustrack enthalten. Selbst Besitzer des Originals könnten also über einen Neukauf nachdenken, denn produktions- und spieltechnisch ist "Auf und davon" in der 2012er Version zeitgemäß und knackig ausgefallen.
Punkig, schnell, melodisch und mit ordentlich Power versehen rockt sich das Quintett durch 13 hörenswerte Tracks (plus der eben genannten intensiven und schönen Piano-Version von "Engel"). Der Refrain von "Explodieren", besonders die Betonung des Wörter, erinnert an DIE ÄRZTE – fehlt nur noch Farin am Gesang. "Die Zeit" ist ein schön entspannter, leicht melancholischer Rocker und bringt ein wenig Abwechslung in den Haudrauf-Rock von SAITENFEUER. "Es geht noch lauter" und "Sieger" erinnern mit satten Riffs und gut gelaunten "Ohoho"-Chören an die HOSEN, während die Texte nach dem Motto "Hier sind wir, wir machen euch platt, bei uns gibt's alles was sonst niemand hat" mal mehr, mal weniger an die ONKELZ-Attitüde erinnern (auch in "100 %", das man textlich unweigerlich mit "Sie hat 'nen Motor" in Verbindung bringt). SAITENFEUER bedienen sich also geschickt bei den großen Namen der deutschen Rockmusik, machen das aber auf so geschickte und erfrischende Weise, dass man den Jungs darüber nicht böse sein und einfach fröhlich abrocken kann. Klar, dass es hier keine technischen Spielereien oder große Experimente gibt – SAITENFEUER wollen einfach energetisch und gut gelaunt drauf los rocken, frei nach dem selbst ausgerufenen Motto "Deutschrock bis zum Tinnitus". Bei Songs wie dem höchst eingängigen "Es ist so schön" oder der Piratenhymne "Rock 'n' Roll & Alkohol" kann man gar nicht anders, als sich mit einem dicken Grinser im Gesicht ein Bierchen aufzumachen.
"Auf und davon" macht Laune, selbst wenn noch einige Luft nach oben ist, vor allem in punkto Originalität. Die Stimme von Sänger Carsten könnte an einigen Stellen schmutziger und rauer klingen, generell erinnern mich die Vocals besonders in tiefen Passagen ein ganz kleines bisschen an Rodrigo González von DIE ÄRZTE. Trotz einiger Unausgereiftheiten und nicht immer auf voller Linie überzeugenden Songs: SAITENFEUER setzen mit ihrem neu aufgenommenen Debüt ein kleines Ausrufezeichen in der deutschen Rockmusik und sollten im Auge behalten werden.
Chrischi
Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten
Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...