Stil/Spielzeit: Experimentieller Doom (61:08)
Label/Vertrieb (VÖ): Neurot / Cargo Records (13.04.2012)
Bewertung: 7 / 10
Ufomammut Homepage
Die Italiener von UFOMAMMUT haben sich den perfekten Bandnamen, für ihre Art von Kunst, ausgesucht. Abgefahren und wie vom anderen Stern kommt „Oro-Opus Primum" daher, schon der erste Track siebt mit seinen über zehn Minuten Länge deutlich die ungeduldigen, verschlossenen Hörer aus. Wer diesen Track „übersteht", der kann sich einlassen auf das Abenteuer UFOMAMMUT. Ähnlich wie ein Mantra, spielen UFOMAMMUT immer wieder die gleiche sphärisch angehauchte Melodie (die auch in einem der späteren Tracks auftaucht), und während ich mir noch die Frage stelle „Was soll das eigentlich?", merkte ich plötzlich, dass die Melodie schon längst in meinem Kopf ist und ich unbewusst mitsumme.
Mein Gehör ist extrem offen und einem Trip ähnlich kann ich plötzlich ganz viele differenzierte Klänge wahrnehmen. Ob ich das so gut finde, weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Hektische, hastige Menschen werden sicher keine Freude an UFOMAMMUTS Werken haben und schon den ersten Track nicht überstehen. Doch dann setzt sich das fette Ungeheuer träge in Bewegung und greift langsam aber sicher an, schon mit dem nächsten Track entpuppt sich der Sinn hinter dem „MAMMUT" im Namen. Wie ein dicker fetter Steinbrocken mahlen bzw. doomen sich UFOMAMMUT durch die Tracks.
Langsam, mächtig, renitent, und immer wieder brechen UFOMAMMUT die gerade erschaffene Struktur auf und überraschen mit einem anderen Verlauf. Sprachfetzen dringen durch den vernebelten Monsterbrei und geben dem Hörer dann doch irgendeinen Anhaltspunkt, um zu wissen, wo ungefähr man sich in diesem Stück befindet. Eigentlich ist „Oro-Opus Primum" ein einziger Track von 61 Minuten, aufgeteilt in „Songs", aber nur im Gesamten genieß- und erfassbar. Was die drei Italiener da zusammengeschustert haben, könnte der perfekte Soundtrack für einen altmodischen Science Fiction Film sein und ist sehr aufwendig und auch beeindruckend. PINK FLOYD lässt grüßen!
Eigentlich ist es schon fast keine Musik mehr, was man auf „Oro-Opus Primum" findet, sondern eine Art manipulative (musikalische) Sinnesbeeinflussung. Bei richtiger Lautstärke und gutem Klang drücken dir UFOMAMMUT langsam aber sicher auf die Sicht, so wummert, dröhnt und bumst es aus den Boxen. Trautonium-ähnliche Klänge wechseln sich ab mit psychedelischen Hippiepassagen, das Ganze gehärtet mit Doom und dezenten Stoner Rock Anleihen. Besonders das Schlagzeug macht für mich einen großen Teil des Reizes aus, denn hier wird meisterlich mit Schnelligkeit und Härte gespielt.
Natürlich handelt es sich nicht um sinnfreies Getröte, UFOMAMMUT arbeiten nach einem Konzept. „Oro-Opus Primum" ist der Auftakt einer Reihe, die mit „Oro-Opus Alter" im Herbst ihre Fortführung findet. Oro bedeutet soviel wie Gold (italienisch) bzw. „Ich bete" (lateinisch) und inhaltlich dreht sich das Kunststück grob um einen Alchemisten, der versucht Gold herzustellen. Ob es jetzt was zur Sache tut und ob man dann die Musik besser findet, wenn man weiß, worum es geht... das bleibt dahin gestellt.
Ich finde UFOMAMMUT auf jeden Fall beeindruckend und würde der Band ein Stück Kunst attestieren. Allerdings ist „Oro-Opus Primum" für mich keine Offenbarung und auch nicht besonders wegweisend. Die Momente, in denen ich mir die Zeit gönnen kann, so lange „schwere Kost" zu hören, sind leider rar und so werde ich zwar nicht häufig, aber sicherlich immer wieder mal zu UFOMAMMUT greifen, um einen kleinen legalen Trip zu haben. Fans von opulenter, außergewöhnlicher und spezieller Musik werden sicherlich ihre Freude daran haben. Mein Anspieltipp ist „Magickon", der Track wirkt im Vergleich zu den anderen Song schon fast zu rund und zu eigenständig.
Tracklist
01. Empireum 13:55
02. Aureum 12:28
03. Infearnatural 7:27
04. Magickon 7:57
05. Mindomine 9:18