Stil (Spielzeit): Heavy Rock (45:27)
Label / Vertrieb (V.Ö.): GMR Music / H'Art (25.05.2012)
Bewertung: 9/10
CRUCIFIED BARBARA HOMEPAGE
CRUCIFIED BARBARA wurden 1998 in Stockholm gegründet und zu Beginn oftmals belächelt, da Heavy Rock ja alles andere als Frauensache war. Und da die Mädels nebenbei auch noch ziemlich klasse aussehen, war die Kurzlebigkeit dieser Band eigentlich vorprogrammiert. Doch mit ihrem Debüt „In Distortion We Trust" setzten sie ein ganz fettes Ausrufezeichen, die erste Single „Losing The Game" enterte auf Anhieb Platz #8 der schwedischen Charts.
Touren mit IN FLAMES, MOTÖRHEAD, SEPULTURA und DORO gaben der Band die Möglichkeit, sich auch über die Grenzen Schwedens zu präsentieren. Da sie ausgeprägte Liveaktivitäten auszeichnen, dauerte es aufgrund exzessiven Tourens vier Jahre, bis der Nachfolger „Til Death Do Us Apart" in den Läden stand, dem man die vielen, vielen Liveshows anhören konnte. Die Band zeigte sich musikalisch gereifter, ohne an Power verloren zu haben.
Mittlerweile haben die vier Schwedinnen von CRUCIFIED BARBARA ihren dritten Longplayer mit dem Titel „The Midnight Chase" im Rennen. Und von irgendwelchem Druck, den man Bands beim dritten Album gerne unterjubeln will, ist absolut nichts zu hören. Mia Coldheart (vocals, guitars), Klara Force (guitars), Ida Evileye (bass) und Nicki Wicked (drums) rocken locker und flockig durch die elf Songs der Scheibe und lassen dabei etliche männliche Genre-Mitbewerber hinter sich.
Der Vergleich zu MOTÖRHEAD wird ja immer wieder gerne gezogen, aber mittlerweile gehen CRUCIFIED BARBARA ihren eigenen Weg und haben nur noch gelegentliche Querverweise zu Lemmy und Co. im Repertoire. Wie zum Beispiel den Opener „The Crucifier", der locker auch auf dem nächsten Album des Altmeisters bestehen würde. Grundsätzlich lassen es die Mädels ordentlich krachen, mal eher Hard Rock lastig wie bei „If I Hide", mal punkig wie beim Titeltrack „The Midnight Chase", oder aber auch mit angezogener Handbremse wie bei „Count Me In" und „Rules And Bones".
Im Vergleich zu den beiden Vorgängern haben die Mädels ein Schippchen draufgelegt, was sich hauptsächlich im wesentlich variableren Songwriting widerspiegelt. Die Songs gehen zwar alle ausnahmslos nach vorne, aber die Strukturen der Kompositionen kommen durchdachter daher. Es wird nicht mehr nur nach vorne geknüppelt, sondern es sind clever platzierte Breaks eingebaut, wie zum Beispiel bei „Into The Fire" und „Rock Me Like The Devil", die den Titeln eine unglaubliche Dynamik verleihen.
Aber nicht nur im Songwriting haben sich die Vier extrem entwickelt, auch aus ihren Instrumenten holen Mia, Klara, Ida und Nicki wesentlich mehr heraus. Wenn man die Soli bei "Everything We Need", "The Crucifier" oder "Into The Fire" hört, fällt das besonders auf.
Daneben muss man aber auch Produzent Chips Kiesby und Toningenieur Henryk Lipp lobend erwähnen, die dem Album einen amtlichen, fetten Sound verpasst haben, wie er nicht besser zu den Songs von CRUCIFIED BARABARA passen könnte. Thumbs up.
Fazit: CRUCIFIED BARBARA haben das Feld von hinten aufgerollt, sich mit „The Midnight Chase" ganz nach vorne in der Heavy Rock Szene gespielt und dabei viele männliche Bands ganz locker abgehängt. Die elf Songs belegen, dass hier nicht nur vier hübsche Mädels auf der Bühne stehen, die ihre Instrumente spazieren tragen, sondern mittlerweile hoch professionelle und ambitionierte Musikerinnen.
Glücklicherweise haben sie aber dabei ihre Power nicht liegen lassen und ein Album am Start, das man eigentlich komplett auf jeder Party durchlaufen lassen kann. Trotzdem haben sich mit „The Crucifier", „Into The Fire" und dem von Pianoklängen untermalten „Count Me In" drei Songs in meinen Gehörgängen festgefressen. „The Midnight Chase" ist definitiv ein Pflichtkauf.
Dirk
Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues
Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out