Gut ein Jahr ist es her, dass ROSE TATTOO das erste Album nach dem Tod ihres Bandkopfes Pete Wells und ohne den langjährigen Riff-Lieferanten Rob Riley ablieferten. Meiner damaligen Rezension möchte in an dieser Stelle eigentlich gar nichts hinzufügen, außer vielleicht, dass ich etwas zu streng mit den Australiern war. Einen halben Punkt mehr hätte das Album aber schon verdient gehabt.
Grund für diese Ergebniskorrektur ist die Wiederveröffentlichung von „Blood Brothers“ als Special Tour Edition zur anstehenden Konzertreise. Neben dem bekannten Album im schicken Digipack enthält das Paket auch einen Mitschnitt des Auftritts beim Wacken Open Air 2006 und Interviews mit der Band..
Nun sind ja Special Editions immer eine etwas umstrittene Angelegenheit, zumal wenn die Veröffentlichung lange nach dem Erscheinen der normalen Albumversion erfolgt. Fans, die die erste Edition erstanden haben, fühlen sich verladen, weil sie das Album ein zweites Mal kaufen müssen, um an das jeweilige Bonusmaterial zu kommen.
Und auch in diesem Fall kommt man an diesem Vorwurf nicht vollkommen vorbei, immerhin war das Bonusmaterial bei erscheinen des Albums ja bereits vorhanden. Auf der anderen Seite hätten viele Bands das Konzert vermutlich mit den Interviews als Bonusmaterial als eigenständige Veröffentlichung heraus gebracht und so bekommt man zum Preis einer CD immerhin beides in einem Paket.
Denn zumindest eines ist sicher: Kein ROSE TATTOO Fan wird um den Kauf dieser Special Edition vorbei kommen, immerhin handelt es sich bei der DVD um das erste offizielle Bilddokument der Band sein 1993; und wer die in Deutschland nur als Import erhältliche „Live From Boggo Road Jail“ DVD vom kurzen Comeback der TATTS anlässlich eines Supports Slots bei der australischen GUNS N’ROSES Tour sein Eigen nennen kann, weiß wie schwer man hierzulande da heran kommt. Und nicht zuletzt handelt es sich hier um einen der letzten Auftritte von Bassist Steve King bei den TATTS, der im Anschluss an die Veröffentlichung von “Blood Brothers” durch Ur-Bassist Geordie Leach ersetzt wurde.
Davon war im August 2006 aber noch keine Rede und so präsentieren sich ROSE TATTOO auf der Party Stage in Wacken in ausgezeichneter Form. Dai Pritchard, der den wenige Moante zuvor verstorbenen Pete Wells ersetzt, fügt sich gut ins Bandgeschehen ein, ohne dabei zur Kopie des Bandgründers zu verkommen.
Die Publikumsmasse ist beachtlich, wenn man Bedenkt, daß ROSE TATTOO nur eine der Nebenbühnen bespielen dürfen, die Publikumsreaktionen können allerdings nicht mit der euphorischen Begrüßung aus dem Jahr 2000 mithalten. Das mag aber auch an der etwas gewöhnungsbedürftigen Setlist liegen, die bereits vier Songs vom neuen Album enthält, daß erst ein halbes Jahr später in den Läden stehen würde. Allein die Vorabsingle „Black Eyed Bruiser“ war zu diesem Zeitpunkt bereits bekannt. Bedenkt man dann noch, dass es hier nicht mal nur die stärksten neuen Stücke ins Programm geschafft haben, dafür haben Klassiker wie „We Can’t Be Beaten“, „Scarred For Life“ oder „The Butcher And Fast Eddy“ nicht gespielt wurden, dürften auch die treuesten Fans nicht restlos zufrieden gewesen sein.
Der Sound der DVD geht absolut in Ordnung und gibt das rohe und rotzige der Australier authentisch wieder. Die Schnitte könnten noch etwas ruhiger sein, machen aber MTV glücklicherweise noch keine Konkurrenz. Lediglich die Kameraführung und die Kamerapespektiven sind, wie bei vielen Produktionen vom Wacken Open Air, nicht wirklich auf dem neuesten Stand und wirken einfach etwas dillethantisch, wenn zum Beispiel nichts anderes im Bild zu sehen ist als Angry Andersons tätowierter Arm in einem etwas schrägen Winkel. Als Bonus zur Bonus DVD gibt es noch einige Ausgaben „Tatts-TV“ in denen Angry Fragen von Fans aus aller Welt beantwortet und einige Tour-Impressionen gezeigt werden.
Ich hab es gesagt und ich bleibe dabei: An dieser Edition kommt kein ROSE TATTOO Fan vorbei. Wer kann schon sagen, ob es einen weiteren Bildmitschnitt eines Konzerts der Australier geben wird, die ja immerhin auch nicht jünger werden.
Wer das „Blood Brothers“ Album noch nicht besitzt, bekommt mit der Tour Edition ein mehr als wertiges Paket zu einem absolut fairen Preis. Wer die CD dagegen schon besitzt sollte anfangen sich zu überlegen, wem er mit der Erstausgabe eine Freude machen könnte.
Live At Wacken Open Air 2006:
Rock N’Roll Outlaw
Man About Town
Remedy
Black Eyed Bruiser
Assault And Battery
Tramp
Sweet Meat
Rock N’Roll Is King
Manzil Madness
Once In A Lifetime
Nice Boys
Bad Boy For Love
Astra Wally
