Keith Emerson, Marc Bonilla und Glenn Hughes sind alles andere als unbeschriebene Blätter in der Musikszene.
Ersten kennt man durch virtuose Eskapaden an der Hammond-Orgel in den 1970ern.
Zweiten misst sich mit JOE SATRIANI, arbeitete mit David Coverdale und Kevin Gilbert und fungierte als Gitarrenlehrer am renommierten „Guitar Institute Of Technology“ in L.A.. Dritten bringt man mit den illustren Namen DEEP PURPLE oder BLACK SABBATH in Verbindung.
Dieses Trio tat sich 1998 zusammen und stellte sich auf eine Bühne irgendwo in Kalifornien.
Die Aufnahme des, knapp 70-minütigen, Konzertes wird jetzt von Edel Rec. unter dem Titel „Boys Club Live From California“ veröffentlicht.
Der Reigen aus 10 Songs beginnt zunächst mit drei Instrumentalstücken und somit einem etwa zwölf Minuten dauernden Kompetenz-Battle zwischen Keith Emerson (Keyboards) und Marc Bonilla an der Gitarre. Wer aus diesem Kampf als Sieger hervorgeht, lässt sich nicht bestimmen, beide gehen durchaus virtuos zu Werke. Unnötig sind die ersten drei Stücke aber allemal, denn eigentlich erwartet man jede Sekunde den einsetzenden Gesang.
Das Warten hat dann auch ein Ende, wenn Glenn Hughes den PROCUL HARUM – Klassiker „A Whiter Shade Of Pale“ vergewaltigt. Seine Stimme ist zwar weich und ausdrucksstark aber das unnötige „In-die-Länge-Ziehen“ der Harmonien versaut die ganze Interpretation und macht den Song somit zu einem ganz klaren Fall für die Skip-Taste.
Ähnlich verhält es sich mit der Interpretation des EMERSON, LAKE & PALMER-Stückes „Tarkus“. Instrumental geht die Fassung durchaus in Ordnung, Glenn Hughes’ gesangliche Leistung passt einfach nicht.
Dass Glenn Hughes aber nicht zu den schlechtesten Vertretern seiner Zunft gehört, stellt er beim, in Zusammenarbeit mit Marc Bonilla komponierten, Song „Cover Me“ unter Beweis.
Die Komposition ist ein gelungenes Zusammenspiel aus sanften Strophen und druckvollen, fordernd gesungenen Refrains und bietet mit straightem Hard-Rock einen, nicht von den Ohren zu weisenden, Hörgenuss. Leider ist es die einzige Eigenkomposition von diesem Kaliber.
Marc Bonillas Eigenkompositionen, die beiden Instrumentalstücke „Afterburner“ und „White Noise“ hinterlassen, trotz hohen technischen Niveaus, keinen bleibenden Eindruck und könnten allenfalls einem Gitarrenlehrer als Unterrichtsmaterial für weit fortgeschrittene Schüler dienen.
Wenn es um Interpretationen bekannter Stücke geht, sieht die Sache allerdings (von den genannten Ausnahmen abgesehen) anders aus. Hinter dem Titel „Nutrocker“ verbirgt nichts geringeres als Tschaikowskis „Nussknacker-Suite“, die von der Band in eine ordentlich rockende Nummer verwandelt wird. Hier passt einfach alles – Piano, Gitarre, Schlagzeug.
„Dreams“ von den ALLMAN BROTHERS stellt sich als bluesige HardRock-Nummer dar, die sich durchaus mit dem Original messen kann.
Der Titel „Live From California“ deutet auf ein Live-Album hin. Leider ist die Produktion so dermaßen glatt und poliert, dass der Silberling mehr wie ein Studio-Album mit eingespieltem Applaus und vereinzeltem Gekreische wirkt.
Fazit: Es ist nicht die Besetzung, die eine Band ausmacht. Keith Emerson, Marc Bonilla und Glenn Hughes sind als Einzelkämpfer auf allerhöchstem Niveau – zusammengewürfelt ergibt sich leider nur ein Mix, der irgendwo zwischen Hard Rock, 70s Prog und Blues seinen Halt sucht und einiges an Ausgeglichenheit vermissen lässt.