The Nightwatchman - One Man Revolution


Review


Stil (Spielzeit): Songwriter-Rock (50:14)
Label/Vertrieb (VÖ): SonyBMG (20.04.07)
Bewertung: 4,5/10
Link: www.thenightwatchman.de

Songwriter-Fans aufgepasst, ich zitiere: „Das neue Album des musikalischen wie politischen Aktivisten Tom Morello alias THE NIGHTWATCHMAN ist ein dunkles, eindringliches Portrait einer Welt in Aufruhr, 13 Songs voll Verbitterung und Rache. Morello, Grammy-Award-Gewinner und einst Gitarrist von RAGE AGAINST THE MACHINE und AUDIOSLAVE, vergleicht Kriegsgebiete in den Vereinigten Staaten und im Irak, proklamiert, dass Jesus schwarz war und zeigt die soziopolitischen Anstrengungen des amerikanischen linken Underground in einer Reihe selbstverfasster Songs auf, wobei er zum ersten Mal seiner Karriere auf einem Album singt und Akustikgitarre spielt.“

Damit ist das Wichtigste schon gesagt. Musikalisch hat „One Man Revolution“ nämlich nichts Herausragendes zu bieten außer größtenteils einfachen, schrammeligen Songwriter-Rock mit Fokus auf die politisch ambitionierten Texte. Ich bin überrascht, dass Morello – den man an eher explosiv und innovativ an seinem Instrument kennt - musikalisch derart heruntergebremst agieren mag, denn was hier an Gitarrenkünsten gezeigt wird, spielt jedes Möchtegerntalent nach einem halben Jahr Unterricht. Gut, einige Songs sind songwriterisch durchaus nett anzuhören (beispielsweise das ruhige „The Garden Of Gethsemane“, das mit Picking-Akkorden und ein wenig Orgelspiel aufwartet), der Rest wurde schon zig Mal mit anderen Texten von anderen Songwritern vertont. Musikalisch gibt’s für mich also kaum was zu feiern, aber ich habe auch nie wirklich persönlich Zugang zu dieser Art von Musik gefunden. Dass hier Produzent Brendan O’Brien (u.a. PEARL JAM, INCUBUS) an den Reglern saß, hat denn auch mehr informativen Charakter. Will sagen: Falsch machen kann man produktionstechnisch bei derart reduziertem Sound wohl relativ wenig.

Also weiter zum wesentlich interessanteren Drumherum sowie Inhalt. Erlaubt mir ein weiteres Zitat: „Morello, dem 2006 der Eleanor Roosevelt Civil Rights Award verliehen wurde, bezeichnet THE NIGHTWATCHMAN als den schwarzen Robin Hood der Musik des 21sten Jahrhunderts und als eine Reaktion auf gesetzeswidrige Kriege, Folter, geheime Gefängnisse und das illegale Ausspionieren der amerikanischen Bevölkerung, als eine Reaktion gegen Kriegsverbrechen und gegen einige wenige Konzerne, die durch das Leid armer Leute reich werden. Zusammen mit Serj Tankian von SYSTEM OF A DOWN hat Morello die Non-Profit-Organisation „Axis of Justice“ gegründet, um Musiker, Fans und politische Basisorganisationen zusammenzubringen um für soziale Gerechtigkeit zu kämpfen. Zudem ist er wöchentlich Gastgeber bei einer wöchentlichen Radioshow namens „The Axis of Justice Radio Network, welche Musik und Politik verbindet. Seinen politischen Aktivismus hat er von seiner Familie geerbt, welche er als eine Quelle der politischen und sozialen Inspiration für ihn bezeichnet. Sein Großonkel war der erste Präsident Kenyas und seine Mutter, Mary Morello, ist Gründerin einer Organisation gegen Zensur.“

Keine Frage, das ist alles höchst lobens- und erwähnenswert. Wenn es aber um die musikalische Umsetzung geht, sage ich: Knapp über Durchschnitt und nur für Fans von althergebrachter Songwriter-Musik zu empfehlen; da helfen auch vereinzelte Mundharmonika, Orgel- oder Piano-Einsätze nicht viel weiter. Auch lyrisch hat man es hier eher mit Hausmannskost zu tun.
Ich will das Projekt keinesfalls abwerten, aber mir persönlich ist die Verpackung von politischen Messages in Punk, Hardcore oder packende Musik in der Machart von RAGE AGAINST THE MACHINE wesentlich näher als dieses hausbackene 0815-Akustikklampfen-Geschraddel. RATM- oder AUDIOSLAVE-Fans sollten jedenfalls reinhören, bevor sie diese Platte eintüten.
Chris

Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!