Shaking Godspeed - Hoera

Shaking Godspeed - Hoera
So hört es sich also an, wenn in einem Land ein Großteil Drogen legalisiert wird? Kreativ, fließend und tendenziell mitreißend! SHAKING GODSPEED sind keine dieser ausgelutschten Retrobands, die seelenlos die Riffs von BLACK SABBATH und Co. durchkauen, sondern eine erfrischende, durchgeknallte Rock Band aus Holland mit derbem Sound.

„Hoera" mag auf den ersten Durchlauf anstrengend wirken, überrascht aber mit einem bunten Sack guter Ideen, der gnadenlos zum Thema Rhythmus und Rock über dem Hörer ausgeleert wird. Für nebenbei sind die Songs der drei imposanten Herren von SHAKING GODSPEED nicht geeignet. Lässige Riffs, Soundgimmicks und überraschendes Drumming machen „Hoera" hörenswert. Leider nutzt sich der Überraschungseffekt schnell ab und die Platte ist eben keine Platte für jeden Tag und auch kein bahnbrechender neuer Scheiß.

Interessant ist besonders die Fähigkeit, in eigentlich zähen Momenten humorvoll durchgedreht zu sein, das liegt dann wiederum wohl an entsprechenden Substanzen. Auch der Ansatz, den Begriff „retro" neu zu interpretieren und nicht ins selbe Horn zu blasen wie die meisten Bands, ist löblich. Frontmann Wout Kemkens lallt sich nämlich nicht durch die Stücke, sondern überzeugt mit seiner kratzigen, rauen Röhre.

Häufig fehlt es mir aber an Ernsthaftigkeit – und eigentlich gute Teile, wie die irre Keyboardachterbahn bei „Season's Over", werden mir leider vermiest durch schon fast albernen Gesang mit unterirdischem Inhalt. Dafür halten SHAKING GODSPEED aber dauerhaft die Spannung, ein großer Pluspunkt, auch wenn die Band manchmal in die Kreativitätsspirale gerät und wild im psychedelischen Wah-Wah-Wust rumeiert.

SHAKING GODSPEED sind auf jeden Fall Rock, greifen aber nicht nur Nacken, sondern auch Tanzbeine an. Mir fallen auch auf Anhieb mehrere Einsatzmöglichkeiten für „Hoera" ein: Filme von Quentin Tarantino, aber auch Siebziger Jahre Aufklärungsfilme und Kindersendungen, soundtracktechnisch also sehr breit einsetzbar. Ein crankes Ding, musikalisch sehr hohes Niveau und großer Rockfaktor. Sollte man gehört haben, reiht sich aber nicht in meine persönliche Bestenliste ein, da dafür doch zu wenig nachvollziehbare Struktur vorhanden ist und man sich „Hoera" im nüchternen Zustand nicht so häufig zumuten kann. Das persönliche Ziel der Band, den Hörer zu überraschen und zu verwirren, ist in meinem Fall erreicht.

Beigefügt gibt es den genauso schrägen Vorgänger „Awe", der etwas aufgeräumter erscheint und dem SHAKING GODSPEED Sympathisant die Möglichkeit auf die volle Dröhnung gibt.

Shaking Godspeed band

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