Upps, was ist denn da passiert? Das ist mein erster Gedanke, als ich „Stiff Middle Finger" von WARRIOR SOUL zum ersten Mal höre. „Occupy" klingt, als ob (mindestens) zwei kreative Köpfe etwas ganz anderes wollen. Stonerartige Riffbretter, ein dichter schon fast dumpfer Sound und dazu ein räudiger, verruchter Sprechgesang, der aber irgendwie so klingt, als ob jemand zu einem Instrumental improvisiert. Nebenbei tönt noch ganz dezent eine Art Maultrommel, klingt crazy und kann mich nicht wirklich überzeugen – aber am Ball halten.
Unbekannte sind WARRIOR SOUL sicherlich nicht, seit 1987 existiert die New Yorker Hard Rock Metal Band bereits, an mir sind sie komplett vorbeigegangen. Der anfangs irritierende Gesang entwickelt sich aber sehr schnell zum (häufig) angenehmen Trademark, auch wenn der Vortrag stellenweise erschreckend monoton ist. Wie ein heiserer Straßenköter angepisst, aber trotzdem noch entspannt, legt sich der Sound über die wirklich sehr dicken Riffs, irgendwo zwischen Hard Rock und Stoner Rock eingependelt. Bemerkenswerk ist auch das trappelnde Schlagzeug. Was mir leider auf „Stiff Middle Finger" fehlt, sind die Hits und das wirklich gute Songwriting, da reißen auch die routinierten Soli nichts mehr raus.
Ganzheitlich wirkt „Stiff Middle Finger" etwas zu schwerfällig, um ein eindeutiges und erfreutes „Daumen hoch" zu erhalten. Der Titel ist deutlich zu dick aufgetragen und der Typ (den ich noch nie in meinem Leben gesehen habe) weist auch nicht gerade die nötige Streetcredibility auf, um mir den Mittelfinger zu zeigen.
Textlich sind WARRIOR SOUL deutlich anklagender und konsequenter mit ihrem Diss auf die „rich bitch" und "the asskissing presidents". Das dröge, nervige Wiederholen von "it's 2012" auf dem Stück "2012" ist allerdings nicht wirklich lässig, kann man so eigentlich nicht mehr bringen heutzutage... auch wenn "fuck off" eigentlich immer geht.
Mein erster Impuls war, dass da keine Einheit spielt und jeder in eine andere Richtung (in seine eigene) zieht. Auch nach mehreren (anstrengenden) Durchläufen ändert sich daran nichts. Musik und Gesang passen nicht immer und die Produktion ist auch nicht das Gelbe vom Ei. In allgemein bekannten Bewertungsportalen überschlagen sich Nostalgiker mit „Unzerstörbar" und Attributen wie „alte Stärke", wenn also Die Hard Fans zufriedengestellt werden, dann ist die Mission ja erfüllt. Diejenigen können sich dann ja noch ein, zwei Punkte zu meiner Meinung hinzuaddieren.