Es passiert nicht oft, aber mit „Corello Motello" von ØL habe ich seit langem wieder das Gefühl, dass ich eine andere CD vorliegen habe als die anderen Rezensenten von einschlägigen Mags. Der Name der Platte ist nicht gerade der Bringer, leider ist er auch in keiner Weise in Bezug mit der auf dem Album befindlichen Musik zu bringen. Es handelt sich bereits um die fünfundzwanzigste Veröffentlichung der Hessen (!) und ist meine erste Begegnung mit der Band, die sogar eine EM Single („Heartbeat") vorweisen kann.
ØL singen Englisch, das tun ja viele Bands, aber leider wird hier wie so oft mit „spitzem Mündchen" gesungen und man hört häufig deutlich, dass hier kein Muttersprachler am Werk ist. Schade, denn die Stimme ist sehr gut, angenehm rauchig, warm und der Sänger kann definitiv was. „Girlfriend" ist textlich unverschämt platt, nervig arrangiert, austauschbar und selbst mit gutem Willen nicht als eingängiges Pop Rockstück zu bezeichnen. „Ballad Of Wild" klingt dann so gekünstelt, dass man sich fragt ob „Corello Motello" nicht doch was mit Zirkus zu tun hat und alles nur ein großer Spaß ist. Die Musik entführt mich leider nicht in kreative Welten, eher kommt sie bei mir stressig und quengelnd an.
Handwerklich ist das Album einwandfrei, man hört die Erfahrung aber auch die Tatsache, dass sich ØL in den letzten fünfzehn Jahren ausschließlich in ihrem gewohnten Terrain bewegt haben. Die Platte weist somit solide Rockelemente auf, keine verspielten Solo („Somebody Else" mal ausgenommen) und leider auch keine wirklich kreativen Parts. Reimemonster sind ØL auch nicht gerade (...it's not fair, she don't care... i tell the truth, i'm waiting for you), aber ich bin mir sicher, dass ØL weder besonders wegweisend noch lyrisch sein möchten, sondern einfach ihre Art von Rock spielen wollen.
Ich zweifle stellenweise an der Ernsthaftigkeit und wundere mich über so manche Betonung („T(-)ouch my hand...") und das ständige Wiederholen von Liedzeilen, die ich inhaltich eher unbedeutend finde. Die seltsame Betonung macht es mir schier unmöglich, mich genauer damit zu befassen. Anscheinend gibt es aber eine konstante Fanbase, die die Veröffentlichungen von ØL kauft und deren Konzerte besucht. Für mich ist das leider gar nichts und ich habe mich mit Mühe und Not durch drei Durchläufe gekämpft. Checkt die anderen Reviews und macht euch selbst einen Eindruck von ØL und „Corello Motello"!
PS: Der Hiddentrack (Konsolengedaddel, Orgelklänge, hohe Chöre, Geklatsche und Nachrichtensprecher...) reißt leider auch nichts mehr raus.