Auch wenn australische Bands nicht gerade "die Alte Welt" überrennen, finden doch immer mal wieder größere oder auch kleinere Perlen den Weg zu uns nach Europa. SHADOWQUEEN könnten dabei durchaus zu einer der größeren Perlen mutieren. Das Rocktrio um die charismatische Sängerin und Bassistin Robbi Zana spielt sehr anspruchsvollen Heavy Rock, der sehr von der rauchigen Stimme der Sängerin sowie den fetten Riffs von Gitarrist Si Hopman lebt. Das Trio komplettiert Drummer Alex Deegan.
Für ihr Debütalbum „Don't Tell" haben die Aussies elf nach eigener Beschreibung Heavy Melodic Rock Songs eingespielt. Und die Beschreibung trifft den Nagel auf den berühmten Kopf. Schon der Opener „Best Of Me" gibt die Richtung vor. Der Song ist einfach gestrickt, ohne aber seine Wirkung zu verfehlen. Mich hat die Stimme von Robbi sofort in ihren Bann gezogen, da ich mittlerweile die vielen Trällerelsen Kapellen nur noch schwer verdauen kann. Da kommt es fast erfrischend rüber, wenn eine Frau auch mal wieder kratzig singt. Der Titelsong „Don't Tell" ist auf einem treibenden Bassbeat aufgebaut und spätestens jetzt sollte bei jedem irgendein Körperteil zumindest mitwippen.
„Any Other Day" ist nicht weniger treibend, stimmlich gibt Robbi diesem Song eher eine laszive Note, die sich aber mindestens genauso gut anhört wie die rockige Version. Für ein Trio hört sich SHADOWQUEEN im Ganzen sehr wuchtig an, bei manchen Songs hätte ich fast geschworen, zumindest noch eine zweite Gitarre zu hören. „What You Want" reiht sich basslastig ins hohe Niveau der Band ein. Bisher sind tatsächlich für mich noch keine Ausfälle zu verzeichnen. Ob man sich ein instrumentales Zwischenspiel wie „Prelude To Silence" auf einem Debütalbum geben muss, stelle ich hier mal in den Raum. Zumindest klingt es ganz schön, aber mir wäre ein zusätzlicher Song lieber gewesen. Da der Song aber als Einleitung zum folgenden „Silence" dient, hätte man dieses Zwischenspiel auch als Intro direkt in den Song integrieren können. Sei's drum, wahrscheinlich ist es eher der Versuch von mir, doch irgendein Haar in der „Don't Tell"-Suppe zu finden.
Bei „Karma" schlagen SHADOWQUEEN dann ruhigere Töne an und Robbi kann eine weitere Facette ihres stimmlichen Könnens zum Besten geben. Der melancholische Einschlag dieses Songs will nicht so recht zu den restlichen Songs passen, bis er nach ungefähr einer Minute im Refrain doch noch die gewohnte Fahrt aufnimmt. Mit „Bruised" und "Wake Up" geht es wie beim Opener stilistisch wieder ziemlich einfach und geradlinig ab, wobei besonders „Wake Up" live bestimmt ein Headbanger ist. Auf „Paint Your Face" ist das Riff der Song und mit „Get Off" hat die Band den passenden „Rausschmeißer" für ein wirklich fettes Debüt gefunden.
Fazit: Wenn nichts dazwischen kommt und SHADOWQUEEN das nötige Glück haben, sollten sie schneller nach oben kommen als der Furz in der Badewanne. Der zum Teil dreckige Rock geht einem sofort in die Beine und die markante Stimme von Robbi fräst sich förmlich in die Gehörgänge. Dass die Band sich nicht an eine 08/15 Ausrichtung hält, sondern zwischen den Songs ordentlich variiert, macht das Album doppelt spannend. Warum ich bei australischen Rockbands immer auf die Gemeinsamkeit zu AC/DC warte, weiß ich auch nicht. SHACDOWQUEEN bedienen dieses Klischee zumindest nicht, sondern spielen Gott sei Dank ihren eigenen Stiefel, was auf den Punkt gebracht heißt: Kein Ausfall, keine Langeweile. Fans von geradlinigen, vielseitigen und rotzigen Rocknummern sind hiermit zum Kauf aufgefordert.
Dirk
Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues
Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out