BREED77 merkt man die Erfahrung an den Instrumenten von 1996 bis heute an, das kann ich definitiv unterschreiben. Den Musikern auch nur ansatzweise ihr musikalisches Können absprechen zu wollen, wäre schlichtweg unverschämt. Ethno Metal ist trotzdem nicht das richtige Label für diese mannigfaltige Platte. Die neunte Veröffentlichung „The Evil Inside" ist jetzt nicht optimal getauft, wenn überhaupt „evil" dann ist es wohl eher ein harmloser Teufel, denn so richtig auf die Kacke hauen die Briten leider nur selten.
BREED77 bieten dem Hörer wirklich sehr viel an und das alles in erstklassigem Soundgewand. Besonders der Bass kriegt die Dominanz, die ihm zusteht und den Liedern gut tut. Gesanglich bietet die Band gleich drei unterschiedliche Stile an (Paul Isola ist der Chef am Mikro und wird unterstützt von Danny Felice und Pedro Caparros López) und genau da liegt in meinem Fall der Hund begraben. Zwei der Facetten gefallen mir gut, mit der schnorrenden (und extrem gestellt wirkenden) dritten Trällerei werde ich einfach nicht warm und sie versaut mir schlichtweg bei jedem Einsatz den Song. Aber gerade das Gesangstrio, welches auch gleichzeitig für Gitarren, Percussion und Mandoline zuständig ist, scheint sich einig zu sein und steht schon seit Gründung zusammen.
Der Opener „Drown" ist richtig gut gelungen, stampft und geht nach vorne, die Soundspielereien beim Refrain sind nett und runden den Song ab. „Broken Piece" ist ein richtiges Highlight, das verspielte Riff groovt und die akustischen Gitarren flattern schön im Gegensatz zu dem drückenden Refrain. Bei „2Face" wird erfolgreich die Thrashmaschine angeworfen und ein rasantes Stück moderner Metal mit richtig Öl auf der Kette hingeklatscht. Erinnert mich an das, was NEWSTED gerade mit seiner EP macht. „Fear" ist ebenfalls sehr eingängig und erinnert mich im Refrain an BILLY TALENT, guter rockiger Metal mit einer hervorragenden Gitarre. Stimmungsmäßig wechselt das Stück immer von spaßig in melancholisch und ich kann ihn nicht richtig greifen. „Bring On The Rain" lässt die Ethnowurzeln herleiten, da hier hypnotisch klingend die akustischen Gitarren beigemengt werden.
Einen richtigen Hit kann ich nicht ausmachen, der Rest der Platte plätschert mehr oder weniger ereignislos dahin und auch die Tatsache, dass BREED77 immer nach allen Seiten die Finger ausstrecken, um sich hier und da mal zu bedienen, passt mir nicht so ganz. Mich persönlich berührt lediglich „Higher", denn hier nehme ich dem Sänger (einem der drei Sängern...) die Emotion richtig ab und würde „mit dem Teufel wetten", dass hier eine persönliche Geschichte dahinter steckt.
Da man „The Evil Inside" sehr gut anhören kann, kann ich also lediglich den fehlenden Funken, den einen Gesang, das nervige "Burn City Burn" (das mit den Motorengeräuschen ist echt peinlich... ) bemängeln und das leise Gefühl, nicht wirklich einer vollwertigen Band zu lauschen. Von einer Band, die seit 1996 zockt und noch immer das Ohr des Hörers gewinnen will, erwarte ich mir deutlich mehr.