EYEVORY machen es mir wirklich schwer mit ihrer gut gelaunten Art. „Euphobia" ist meine vertonte Apokalypse und EYEVORY reiten auf schillernden Schmetterlingen über bunt blühende Wiesen, um drüben am glasklaren Bach einen Schluck Feenwasser zu nehmen. So eine nervige Fröhlichkeit habe ich schon lange nicht mehr ertragen müssen. Der Sound klingt nach Rockballaden der schmalzigen Art und erinnert mich an so manchen Song aus den Achtzigern. Leute bitte... das kann doch nicht euer Ernst sein! Klingt nach Hannah Montana Geburstagsparty...
Der Gesang ist dermaßen gestellt, dass es kaum auszuhalten ist und in jeder Note hört man deutlich, dass EYEVORY sich und ihre Kunst ganz anders empfinden, als sie bei mir ankommen. Deshalb betiteln sich die Vier auch selbst als "Progressive Rock im Groben"... Wahrscheinlich schätzt die Band ihre diversen Flötattacken unfassbar kreativ ein und würde den Gesang als phantasievoll und glockenklar einstufen, der unvermittelte Chaos-Abbruch bei „In My Dream" ist wahrscheinlich jazzorientiert und „1001 Nights" klingt wahrscheinlich orientalisch mystisch... Wenigstens textlich sprechen mich EYEVORY hier an „welcome to your fears...."!
Ich will nicht nur meckern, sondern auch erwähnen, dass der Gitarrist teilweise richtig gute Soli loslässt („In My Dream") und die Produktion glasklar ist und einiges erträglicher für mich macht. Produziert wurde im Absurd Studio in Hamburg von Thomas Schröder und der hat wahrlich ganze Arbeit geleistet. Mit leidenschaftlicher Rockmusik hat das meiner Meinung nach aber 0,0 % zu tun und nur weil in einigen Songs die Flöte im Vordergrund steht, ist das ja auch nicht gleich JETHRO TULL oder Folk. Textlich schon fast anmaßend gehaltlos („Torn"), auch hier können mich EYEVORY leider nicht begeistern.
Ich weiß nicht, wem ich „Euphobia" ans Herz legen soll, den Mittelalterfans wegen der Flöte? Den Prog Rock Fans wegen der Selbsteinschätzung? Den Fans von Hannah Montana? Für die Produktion und das Beherrschen der Instrumente hätte ich locker noch ein oder zwei Punkte mehr gegeben, aber insgesamt sind EYEVORY und „Euphobia" mit dieser Punktzahl mehr als gut bedient. Das ist die dritte Platte dieser Band (ehemals pinK mercury), von daher gibt es sogar für diese Musik Abnehmer... und ich muss jetzt ganz viel CANNIBAL CORPSE hören!