8BIT CHESS CLUB haben sich wahrlich nicht lumpen lassen und präsentieren zu ihrem 16 Track starken Album „Der Soundtrack Zur Band" noch ein 24-seitiges Magazin mit Comics und allen Texten. Alles sehr bunt und kreativ, genau wie ihr Sound, der sich irgendwo zwischen DEICHKIND, EGOTRONIC und FRITTENBUDE einordnen lässt.
„Start" klingt wuchtig und steht sofort breitbeinig in der Tür, dieser Elektrostampf-Opener animiert sofort zum Kopfnicken und ich erwarte schon den nächsten heißen Scheiß. Es folgt „Könige Der Nacht", der beste Song auf „Der Soundtrack Zur Band". Es gibt pfiffige Texte auf rockige Riffs und einen tanzbaren Takt, auch die Melodie zieht mit, allerdings ziehen sich 8 BIT CHESS CLUB im Refrain tierisch runter und über die komplette Spieldauer zeigt sich auch, dass die Texte der Schwachpunkt der motivierten Band aus Berlin sind. Inhaltlich beschäftigen 8 BIT CHESS CLUB mit harmlosen Alltagsthemen, mit denen sich jeder irgendwann mal identifizieren kann. Allerdings sind 8 BIT CHESS CLUB dabei nicht ganz so spritzig, wie es nötig wäre, und auch das liebevoll gestaltete Magazin entpuppt sich nach näherer Begutachtung als relativ gehaltlos. Die Comics behandeln kleine Anekdoten aus dem Bandleben von 8 BIT CHESS CLUB, eine nette Idee aber nicht unbedingt der Brüller.
Den kleinen Hit bietet die Band mit „Tetris", der mit der Originalmusik daherkommt, hier versuchen sich die fünf Musiker erfolgreich an Dubstep. 8 BIT CHESS CLUB können sicher mit allen möglichen Effektgeräten umgehen und stellen musikalisch wirklich bemerkenswertes Material auf die Beine, allerdings lassen sich die Texte nicht gut mitsingen. „Reihenweise arbeite ich mich vor... immer, immer weiter bis zum Highscore..." lässt sich nicht euphorisch und leidenschaftlich mitfiebern.
Zuviel des Guten gibt es leider auch bei „Braucht Kein Mensch", entsprechend der Manier von „Leider geil" zählen 8 BIT CHESS CLUB auf, was eben kein Mensch braucht, allerdings fällt der Songtitel nicht nur in den Strophen, sondern dominiert auch den Refrain. Das zieht den musikalischen guten Song übel runter und „hätte jetzt echt kein Mensch gebraucht", zumal der Witz jetzt auch nicht sooo die Bombe ist. Humor ist natürlich Geschmackssache, aber auch „Auf Einladung" finde ich inhaltlich nicht so berauschend... „Wer ist eingeladen? Du natürlich, du natürlich, du natürlich- nicht...". Viele mögen DEICHKIND und Co. prolligen Elektropunk vorwerfen, der sich nur um Saufen und Party machen dreht. Dahinter steckt (teilweise) kluge Gesellschaftskritik, die 8 BIT CHESS CLUB leider abgeht, und wenn nicht, dann geht es auch wirklich kompromisslos um Saufen. Man weiß also, woran man ist.
8 BIT CHESS CLUB scheinen sich da noch nicht so ganz sicher zu sein. Die Band erhebt mit nicht gerade maximalem Sprachschatz zu sehr den Zeigefinger, steht sich damit selbst im Weg und das beißt sich mit der Musik und deren stille Botschaft. „Verräter" legt dann mehr Wert auf den Rap und Inhalt, untermalt von Klaviermusik, allerdings auch wieder mit einem grausigen Refrain und vielen unnötigen Chören. Ebenso wie bei „Fliegen" wird hier versucht zu singen, die emotionale Schiene mit Herzschmerz kann ich der Band aber nach den vorangegangen Songs weder abnehmen, noch als Vielfältigkeit auslegen.
Leider fällt „Der Soundtrack Zur Band" richtig tief ab und zum Ende hin habe ich das Gefühl, dass ich es mit einer ganz anderen Band zu tun habe. Mit den 16 Tracks hat sich die Truppe nicht wirklich einen Gefallen getan, denn zum Ende hin wiederholt sich alles, werden teilweise die gleichen Phrasen noch schlechter gedroschen und das Pulver ist leider schon nach einem Drittel der Spieldauer komplett verschossen.
Allerdings schwingt im Booklet und auch in den Songs sehr große Motivation und glühende Leidenschaft für die Band mit, sodass ich mir sicher bin, von 8 BIT CHESS CLUB in Zukunft noch (mit besseren Texten und einer klaren Linie) zu hören! Die wollen es wissen und scheinen sich echt den Poppes aufzureißen, um mit der Band weiterzukommen.