AOR / Melodic Rock
Label: Harmony Factory / Cargo Records
VÖ: 14.06.2013
Bewertung:VÖ: 14.06.2013
Moritz - SOS
MORITZ wurden bereits 1986 im United Kingdom gegründet. Allerdings sollte die vielversprechende Karriere bereits nach einer 12" EP „Shadow Of A Dream" und zwei ziemlich fetten Gigs im Marquee dem Ende zu gehen. Etliche Line Up Changes führten zudem dazu, dass die Magie der ersten Monate nicht aufrecht erhalten werden konnte.
Erst eine Diskussion um seine musikalische Vergangenheit im Powerplay Magazine mit Gitarrist Greg Hart riefen MORITZ wieder in Erinnerung, und Harmony Records entschieden sich, den Backkatalog der Band erneut aufzulegen. Eigentlich war es nur ein Joke von Greg Hart, als er sagte, er wolle die Band wieder im Original Line Up zusammen trommeln.
Aber aus dem Spaß wurde Ernst, und nur wenige Emails und Anrufe später saßen Greg Hart und Mike Nolan (beide guitar), Ian Edwards (bass), Andy Stewart (keyboards), John Metclaf (drums) und Sänger Pete Scallan wieder an einem Tisch und brachten 2010 ihr Comeback Album „Undivided" auf den Markt. Das Album schlug ein wie eine Bombe, und daher ist es kein Wunder, dass sie jetzt mit „SOS" direkt nachlegten.
Elf Songs haben es auf „SOS" geschafft, und der Opener „Fire" geht schon mal gut ab. Typischer AOR mit einem Sänger, der mit seinem sehr kräftigen und rauen Organ besticht. Von dieser Sorte Songs, die trotz viel Melodie ordentlich Hintern treten, haben MORITZ auf „SOS" einige. „Can't Hide My Heart" haut in eben diese Kerbe. „Gonny Lose Her" gefällt mir wegen seinen funkigen Vibes im Chorus, was zeigt, dass MORITZ nicht nur eine Schiene befahren, sondern durchaus variabel mit verschiedenen Sounds spielen. Was allerdings ab und zu nervt und schon nach drei Songs auffällt, sind die manchmal sehr nach Bontempi Kinderorgel klingenden Keyboards. „Remember Yesterday" könnte auch von einem SAGA Album sein, spricht aber erneut für die Soundvielfalt auf „SOS".
Dass die Band nach rockigen und funkigen Klängen auch sehr gefühlvoll unterwegs ist, zeigt das folgende „Mercury Falling", bei dem einem nicht nur wegen des Titels, sondern besonders wegen des Gitarrensolos, das extrem nach Brian May klingt, Querverweise zu QUEEN förmlich anspringen. Sehr geil.
„Amber Lee" ist dann wieder einer von den AOR Songs, von denen man schon viele gehört hat.
Trotzdem schaffen es MORITZ, eben genau diese AOR Songs nicht zu verwässern oder ihnen die Ecken und Kanten rund zu spielen. Das liegt aber vor allem an der Stimme von Pete Scallan und der wirklich gelungenen Produktion.
Die Piano Ballade „Caught Between Life & The Light" geht voll unter die Haut, und erneut begeistert mich Petes Stimme. Der Mann hat es wirklich drauf, seine Stimme den unterschiedlichen Stimmungen anzupassen. Oder besser, den Songs mit seiner Stimme die unterschiedlichen Stimmungen zu verpassen. Mit akustischen Gitarrenklängen geht es bei „Invincible" los. Aber der Song mutiert schnell zu einem flotten Rocksong mit eingängigem Refrain und noch genialerem Gitarrensolo. Bei der Halbballade „Flying Too Close To The Sun" lässt sich der Einfluss von QUEEN ebenfalls nicht verleugnen.
Aber das soll jetzt nicht als Kritik verstanden werden, denn der Gitarrensound von Brian May war einer der einzigartigsten im Rockbusiness. „Soul On Fire" ist ein absolut genialer Bluesrock Song, und da wo andere Bands schwächeln, nämlich zum Ende eines Albums, scheinen MORITZ noch einen drauflegen zu können. Der Song ist sehr intensiv und geht sofort unter die Haut. Der Titelsong „SOS" beschließt dieses starke Album absolut würdig und so, wie es begonnen hat, mit einem fetten Rocksong, der durch seinen treibenden Beat und seine intelligent platzierten Breaks gefällt.
Fazit: MORITZ haben ihr Talent nicht verloren und beweisen mit „SOS", dass sie absolut konkurrenzfähig sind. Neben der Stimme von Pete Scallan hat mir besonders gefallen, dass die Band mit einem sehr variablen Songwriting agiert. Auf nur einen Zug aufzuspringen scheint MORITZ nicht genug zu sein, denn sie bauen immer wieder andere Stilarten in ihren Sound ein. Das sorgt für enorme Abwechslung und Spannung. Die Keyboardklänge sind nicht immer meine, aber zum Glück ist der Bontempi Sound nicht bei jedem Song zu hören und schon gar nicht so dominant, dass er einem sofort ins Ohr springt. „SOS" ist also ein gelungenes Follow Up zum Reunion Album „Undivided". Was hätte diese Band für Alben kreieren können, wenn sie sich damals nicht aufgelöst hätte... Für alle AOR- und Melodic Rock Fans absolut eine Kaufempfehlung.
Dirk
Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues
Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out