Die LITTLE RIVER BAND kennt eigentlich jeder, denn die Jungens aus Australien sind schon drei Dekaden am Start. Und wenn man die Band vielleicht nicht kennt, dann aber zumindest Hits wie „The Night Owls", „Reminiscing" mit über fünf Millionen Airplays im US Radio, oder „Lady", das ebenfalls im Radio hoch und runter gespielt wurde.
Für „Cuts Like A Diamond", das übrigens in Nashville eingespielt wurde, haben Wayne Nelson (bass / vocals), Greg Hind und Rich Herring (beide guitars), Chris Marion (keyboards), Ryan Hicks (drums) und Stephen Housden (additional guitars) nicht nur ihre eigenen Kompositionen eingespielt, sondern auch Titel von Songwritern verwendet. Insgesamt haben es elf Songs auf die Scheibe geschafft, und LITTLE RIVER BAND bleiben dabei ihrem Stil treu. Warum sollten sie auch etwas ändern, denn ihr AOR hat sich über die Jahre etabliert und eine große Fangemeinde zusammengebracht.
„The Lost And The Lonely" macht den Anfang: eine typische AOR Nummer, die wahrscheinlich vor allem in den USA nach Airplay schreien wird. Außer beim zweistimmigen Gitarrensolo ist mir die Klampfe aber definitiv zu leise abgemischt. „Forever You, Forever Me" ist dann eher ein Song der ruhigeren Fraktion, von deren Sorte es mit „Someone", „I'm An Island" und „Love Is" noch drei weitere Titel gibt. Dabei ist es im AOR immer sehr schwer, diese Songs nicht so seicht zu gestalten, dass sie in die Kitschecke abdriften. Das gelingt LRB nur bedingt, denn die Balladen hauen mich nicht wirklich um. Eine Ballade definiere ich meistens an dem Gänsehautfaktor, der mir hier leider fehlt.
Glücklicherweise gibt es aber auch andere Songs wie den schönen Bluesrocker „You Dream, I'll Drive", bei dem gelegentlich ein richtig dreckiges Riff durchkommt, das ich mir in der Form auch in dem ein oder anderen Song gewünscht hätte. „Way Too Good" ist eine Gute-Laune-Nummer, die mich etwas an die EAGLES erinnert. Auch „What If You're Wrong" zählt zu den stärkeren Songs des Albums, weil er ziemlich im Ohr hängenbleibt und sich durch die Tempiwechsel zwischen Chorus und Refrain dem Dahinplätscher-Eindruck entziehen. Und bei dem Midtemposong „Where Do I Run" sind sogar mal richtig dreckige Gitarren zu hören. Ok, sparsam dosiert, aber sie sind da.
Mein Lieblingssong ist aber definitiv „Who Speaks For Me", weil er für die LITTLE RIVER BAND fast schon düster klingt. Der Song hat nicht dieses „Alles ist gut"-Image und sticht gerade deshalb aus dem Rest der Songs positiver hervor.
Fazit: Nett gemachter AOR, der bei mir aber höchstens mal im Hintergund als Berieselung laufen wird. Die Songs sind durchweg gut gemacht, mir fehlt aber meistens der Punch, der mich in Wallung bringen könnte. Der Mitwippfaktor ist zwar da, aber durchaus steigerbar.
Diese Kritik ist natürlich sehr subjektiv, denn genau für diese glatten Sounds steht ja der AOR und Melodic Rock. Wenn man sich vorher klar macht, auf welches Genre man sich hier einlässt, dann gehört „Cuts Like A Diamond" bestimmt eher zu den guten Alben des AOR, das Fans dieses Genres wohl nicht enttäuschen dürfte.
Dirk
Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues
Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out