Hinter ARC ANGEL steht eigentlich der Name Jeff Cannata, der in der Melodic Rock Szene allen Fans ein Begriff sein dürfte. Nicht nur, weil er für das ARC ANGEL Debüt im Jahr 1983 zum größten Teil verantwortlich war, sondern weil er auch in den Jahren danach bis heute immer wieder in Projekten und Bands (u.a. JASPER WRATH mit Sänger James Christian) auftauchte und damit Zeichen in der Melodic Rock Szene setzte.
Der Unterschied zwischen vielen anderen Melodic Rock Bands und ARC ANGEL ist, dass Jeff Cannata auf dichte Gitarrenwände baut, den Songs immer ihre Ecken und Kanten lässt, aber trotzdem den schmalen Grat zwischen Härte und Melodie meistert. „Harlequins Of Light" beinhaltet zwölf Titel, bei denen sich Jeff selber als Multi-Instrumentalist outet. Einen Großteil der Songs hat er nämlich komplett (vocals, guitars, drums, bass und keyboards) selber eingespielt, wofür sich der Mann schon mal ein dickes „Respect" einfängt. Er hat zwar auch für alle Instrumente auf dem ein oder anderen Song noch Gastmusiker dabei, was aber meiner Bewunderung für sein instrumentales Können keinen Abbruch tut.
Los geht es mit dem Titelsong „Harlequins Of Light", der überraschend rau und druckvoll aus den Boxen kommt. Jeff bleibt offensichtlich seiner Linie treu und schiebt die Gitarristen in die erste Reihe. Guter Einstieg, hoher Rock-Faktor. Genauso geht es mit „As Far As Can See" weiter, das mich etwas an TOTO erinnert, nur zumindest im Refrain eine Ecke härter. „War (Battle Wounds Of Life)" ist ein toller Antikriegssong, der natürlich weniger Fröhlichkeit versprüht und eher nachdenklich macht. Die Pianoklänge und die Leadgitarre ergänzen sich super. „Voice Of Illuminati" könnte auch von MAGNUM sein, klingt wie der vorangegangene Song eher etwas düster.
Was auf jedem Melodic Rock Album zum Standard gehört, sind Balladen und Halbballaden. „Through The Night" ist einer der ersten Kategorie, geht zwar nicht sofort unter die Haut, kommt aber trotzdem gut rüber. Auch bei Balladen können gewisse Ecken und Kanten Wunder wirken. „Amnesia (The Rest Of Your Live)" klingt zu 100 Prozent nach SAGA. Zumindest ging mir das als allererstes durch den Kopf, als ich den Song gehört habe. Hier ist mehr Elektronik zu hören auch stimmlich geht es hier in Richtung Michael Sadler. Mit „Fortune Teller 2" kommt für mich der erste Durchhänger des Albums. Der Song plätschert vor sich hin, nur das Solo kommt gut, macht aus dem Song aber leider auch keinen Hit. Gute Laune verbreitet dann aber „California Daze", ein richtig schöner L.A. Rocker.
„Tonight... Forever", ich weiß nicht warum, aber der Anfang dieses Songs klingt total nach SAVATAGE. Dieser Eindruck setzt sich zwar im weiteren Verlauf nicht fort, genauso wenig wie meine Begeisterung. Neben "Fortune Teller 2" der zweite Schachpunkt auf dem Album. Überhaupt scheint das Album im zweiten Teil etwas zu schwächeln. Wo sind die rockigen Gitarren von den ersten Songs geblieben? „Get To You" ändert an diesem Eindruck auch nichts, denn der Song hat kaum Höhepunkte. Was Jeff Cannata bei den ersten Songs noch so super hinbekommen hat, scheint ihm unterwegs irgendwie abhanden gekommen zu sein.
Zu früh genörgelt, denn „Diamonds And Gold" starten mit einem wirklich fetten Riff. Der Song ist zwar von den bpm her im seichten Bereich, entfaltet sich aber durchaus als erwachsener Rocker. Mit dem wieder nach MAGNUM klingenden Track „Legend Of The Mary Celeste" geht das Album auf die Zielgerade, die ARC ANGEL zwar nicht als erste passieren, aber für einen Podestplatz reicht es alle Male.
Fazit: ARC ANGEL haben mit „Harlequins Of Light" zwar ein Album mit Licht und Schatten eingespielt, bei dem die lichten Momente aber definitiv in der Überzahl sind. Schön zu hören, dass man auch bei Melodic Rock durchaus mal verzerrte Gitarren am Start haben darf und im allgemeinen die Gitarren nicht mit Keyboards erdrücken muss. Grundsätzlich kann ich das Album jedem Melodic Rock Fan empfehlen, auch wenn es im zweiten Teil qualitativ etwas abfällt. Das heißt aber nicht, dass die zweite Hälfte des Albums schlecht, sondern nur, dass der erste Teil einfach saustark ist.
Dirk
Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues
Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out