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Nachdem das verträumte Intro den Song „Point Of No Return" eingeleitet hat, geben H.E.A.T. sofort mächtig Gas. Die stampfenden Beats sorgen sofort für Zuckungen in der Nackengegend und Sänger Erik Grönwall beeindruckt mit seiner megastarken, klaren und druckvollen Stimme. Auch der Refrain bleibt umgehend hängen. Aber das war schon immer ein Trademark der Band aus Uppslands Väsby, und das haben sie auf „Tearing Down The Wall" noch weiter perfektioniert.
„A Shot At Redemption" und „Inferno" folgen, ebenfalls ausgestattet mit Ohrwurmqualitäten. Auch Gitarrist Eric Rivers darf mit seinen wirklich beachtlichen Soli sein Können unter Beweis stellen. Mittelpunkt der Songs ist und bleibt aber Sänger Erik Grönwall, der es schafft, trotz der teilweise hohen Tonlage unglaublich viel Power in sein Organ zu legen. Das dramatisch klingende Instrumental „The Wreckonning" ist für mich wie fast jedes Instrumental Platzverschwendung. Hier wäre mir ein vollständiger Song mit Vocals lieber gewesen. Aber es ist relativ kurz und bei zwölf Tracks kann man das noch verkraften.
Der Titelsong „Tearing Down The Walls" ist vom Speed her etwas runterfahren, rumst aber trotz Streicherarrangement immer noch genug. Wäre ja auch langweilig, wenn alle Songs nach demselben Strickmuster komponiert wären.
Ok Jungens, jetzt mal Butter bei die Fische: Bei „Mannequin Show", dem ersten Video des Albums, habt ihr aber hemmunglos bei Britney Spears abgegriffen, oder? Naja, egal, mir gefällt der Song trotzdem, weil die Melodie mal wieder nicht mehr aus dem Ohr zu kriegen ist. Und irgendwann kommt jeder Song mal in Ansätzen in einem neuen Song vor, das ist schon viel namhafteren Bands vor euch passiert.
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Normalerweise würde man bei einer Band wie H.E.A.T., die sich dem Melodic Rock verschrieben hat, mit mehr Balladen rechnen. Da sind die Schweden aber konsequent wie auf den Vorgängeralben und beschränken sich auf ein oder zwei Balladen, dafür machen sie es aber wirklich richtig. „All The Nights" ist so eine Pianoballade, die unter die Haut geht. Mit dezenten Streichern im Hintergund klingt hier eigentlich nur Eriks Stimme, und die kann echt Stimmungen erzeugen. Sehr schön, dass hier nicht mit vielen mittelmässigen Balladen um sich geworfen wird, sondern man sich auf das Wesentliche konzentriert.
Mit „Eye For An Eye" stampfen die Schweden den Hörer aber wieder aus den Träumen und fahren alles auf, wofür sie mittlerweile bekannt sind: eine tolle Melodie, ein fettes Solo und Eriks Hammerstimme ... so einfach kann Melodic Hard Rock sein. Es ist schon unglaublich, wie es die Band schafft, so viele eingängige Songs zu schreiben, die sich in die Gehörgänge fressen, ohne sich dabei gleich anzuhören. „Enemy In Me" und „Laughing At Tomorrow", die das Album abschließen, machen da keine Ausnahme.
Fazit: Mit „Tearing Down The Wall" haben H.E.A.T. ein saustarkes Melodic Hard Rock Album eingespielt, mit dem sie sich vor den internationalen Mitbewerbern nicht verstecken müssen. Das Album strotzt vor eingängigen Melodien und fetten Riffs und macht einfach nur Spaß. Mit „A Shot At Redemption", dem Titelsong „Tearing Down The Wall", „Mannequin Show" und "All The Nights" sind für meinen Geschmack auch vier Titel mit absolutem Hitpotential vorhanden. Wenn man das überhaupt als Manko sehen kann, dann haben H.E.A.T. in Sachen Radiotauglickeit ihrer Songs nochmal einen draufgelegt.
Aber ich sehe das nicht als Manko, weil diese Musik im Grunde ja kaum perfekter sein könnte, um im Radio gespielt zu werden. H.E.A.T. haben mit „Tearing Down The Wall" einen weiteren Schritt nach vorne gemacht – und wenn das Line Up stabil bleibt, dürfen wir von den jungen Schweden in Zukunft noch einiges erwarten.
Tracklist von "Tearing Down The Wall":
Point Of No Return
A Shot At Redemption
Inferno
The Wreckonning
Tearing Down The Walls
Mannequin Show
We Will Never Die
Emergency
All The Nights
Eye For An Eye
Enemy In Me
Laughing At Tomorrow