Robert Plant - Lullaby And... The Ceaseless Roar Tipp

Robert Plant - Lullaby And... The Ceaseless Roar
    Weltmusik/Trip Hop/etwas Rock

    Label: Nonesuch/Warner
    VÖ: 05.09.2014
    Bewertung:9/10

    Robert Plant Website


ROBERT PLANT ist das einzige der vier Mitglieder, das nach der Auflösung von LED ZEPPELIN eine Solokarriere begann, die bis heute andauert. Zwischendrin kooperierte er sogar mit seinem alten Weggefährten Jimmy Page, im Gegensatz zu dem Gitarristen, der an vielen verschiedenen Projekten beteiligt war und sich heute auf das Hüten alter LED ZEP-Schätze versteht, konzentrierte sich der Sänger aber auf Alben unter seinem eigenen Namen. "Lullaby and... The Ceaseless Roar" ist bereits sein 13. Studioalbum ("No Quarter" und "Walking Into Clarksdale" mitgezählt).

Plants Weltoffenheit und Experimentierfreude spiegelt sich auf "Lullaby and... The Ceaseless Roar" in einem Mix aus Weltmusik, Trip Hop, Pop und ja, auch etwas Rock wieder. Die elf Kompositionen haben mit dem Sound von LED ZEPPELIN auf den ersten Blick kaum etwas zu tun, und doch ist die Verbindung unverkennbar: Etwa in "Pocketful Of Golden" oder "Turn It Up", in dem die Gitarren aus den Boxen gewrungen werden. Stücke wie das dynamische "Little Maggie" mit luftiger Violine und einem beeindruckenden Auftritt aller Musiker und Instrumente, das wundervoll-befreiende, im Gitarrenbereich ein klein wenig in Richtung U2 schielende "Rainbow", das kraftvolle, orientalische "Embrace Another Fall", oder die herzergreifende, melancholische Ballade "A Stolen Kiss" mit sanften, gefühlvollen Vocals werden von dem überragenden Zusammenspiel der SENSATIONAL SPACE SHIFTERS und Robert Plants unverkennbarem Gesang zu ganz außergewöhnlichen Perlen mit ungewöhnlichen Instrumenten, oft afrikanisch geprägt.

Der entspannte Wohlfühl-Ohrwurm "Somebody There" ist der perfekte Soundtrack für einen Sonnenuntergang mit der/dem Liebsten - ein absoluter Seelenstreichler, wie man ihn nur selten zu hören bekommt. In eine ähnliche Richtung geht das passend betitelte, leidenschaftliche "House Of Love", während die Country-artige Nummer "Poor Howard" zum Tanzen einlädt und "Up On The Hollow Hill (Understanding Arthur)" als kleiner Ausreißer mit dunklen Gitarren und Drumcomputer eine latente Bedrohlichkeit und Düsterkeit ausstrahlt. Die im Albumtitel dargestellten Gegensätze von Schlaflied und Gebrüll oder besser: Das Zusammenspiel von Licht und Schatten gelingt auf dieser Scheibe zu jeder Sekunde herausragend.

Und dann Robert Plant: Natürlich hört man ihm an, dass er sich in tieferen Stimmlagen als vor 40 Jahren aufhält. Seine Vocals sind einzigartig und charakteristisch. Ihr Klang scheint sich seit den Achtzigern kein bisschen verändert zu haben. Mal säuselt er leise, mal gibt er kraftvolle Töne von sich, aber immer ist er ganz klar er selbst. Er, der einfach macht, worauf er Lust hat. Der keine Lust mehr auf LED ZEPPELIN und seine Vergangenheit hat, sondern lieber weiter wandert und mit THE SENSATIONAL SPACE SHIFTERS mal eben eines der (ent-)spannendsten Werke des Jahres 2014 veröffentlicht.

Das ist auf die eine Art schade, gerade dann, wenn man sich das unglaubliche und leider einmalige LED ZEP-Comeback 2007 in Erinnerung ruft (geht am besten mit "Celebration Day"). Allerdings würden uns ohne "Lullaby and... The Ceaseless Roar" viele wunderschöne, vor Details, Abwechslungsreichtum und Experimentierfreude nur so strotzende Songperlen verwehrt bleiben, die in manchen Momenten durchaus den Geist der späten LED ZEPPELIN atmen. Und da schließt sich dann doch wieder der Kreis.

Seitdem ich es erhalten habe, höre ich dieses Album rauf und runter. Auf der Fahrt zur Arbeit und auf dem Weg nach Hause, unterm Kopfhörer bei der Arbeit, beim Spaziergang. Warum? Weil es mit seiner Mixtur aus sanften Songs und treibenden, amtosphärischen Tracks immer und zu jeder Situation passt. Zur Sonne wie zu Regen, zum strahlend blauen Himmel wie zu den Sternen. Es bietet die Möglichkeit, sich komplett fallen zu lassen, zu entspannen, in anderen Sphären zu schweben und wieder runter zu kommen. "Lullaby and... The Ceaseless Roar" ist ein einziger Rausch für jeden Moment, ohne überflüssige Details, ohne auch nur einen Ton oder Effekt, der nicht punktgenau sitzt. Eine absolut großartige Scheibe!
Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...