Led Zeppelin - Houses Of The Holy (Remastered Deluxe Edition)

Led Zeppelin - Houses Of The Holy (Remastered Deluxe Edition)
Zeitgleich mit "IV" wird auch das fünfte Studioalbum von LED ZEPPELIN "Houses Of The Holy" in remasterter Fassung und in verschiedenen Konfigurationen wiederveröffentlicht. Grundlage für die Rezension ist erneut die Doppel-CD mit Companion Disc, die für den Fan unverzichtbar sein dürfte – selbst, wenn "Houses Of The Holy" in meiner persönlichen LED ZEPPELIN-Favoritenliste nur einen der unteren Plätze einnimmt.

Nach dem Erfolg des vierten, selbstbetitelten Albums verkaufte sich auch das 1973 erschienene "Houses Of The Holy" millionenfach. Allein in Amerika konnte das Quartett elf Platin-Auszeichnungen einheimsen. Herausstechend und besonders bekannt sind der Gute Laune-Rocker "The Song Remains The Same", das schwermütige, bedrohliche, wabernde "No Quarter", das wundervolle, über sieben Minuten andauernde "The Rain Song" und "The Ocean". Auf ihrem fünften Longplayer entfernten sich LED ZEPPELIN noch weiter von ihren Blues-Wurzeln und experimentierten noch deutlicher mit verschiedenen Stilen. Dass das Ergebnis trotzdem (fast) immer nach LED ZEPPELIN klingt und die Songs die Band-Trademarks enthalten, ist auch mehr als 40 Jahre nach der Erstveröffentlichung noch gültig.

Warum das Album trotz einiger phänomenal guter Nummern in meiner Gunst nicht so weit oben steht, wie andere ZEP-Alben? Weil ich die Funk-Verbeugung "The Crunge" für einen absoluten Ausfall halte, den ich mir nicht anhören kann, und auch der Reggae-Track "D'yer Maker" meiner Meinung nach nach eine der allerschwächsten Nummern der Rockgiganten ist. Selbst, wenn es sich um Parodien oder Persiflagen handelt, sind für mich zwei von acht Tracks (und damit ein Viertel) Totalausfälle. Zudem spielt "Dancing Days" nicht auf dem Niveau der vier oben genannten Aushängeschilder mit. Das halbakustische "Over The Hills And Far Away", das Page bereits 1970 zu komponieren begann, ist hingegen einer der besten Beweise für das blinde Verständnis von Page und Plant, die sich hier so gut ergänzen wie kaum ein anderes Gitarre/Bass-Duo. Viele mögen es anders sehen, für mich ist die fünfte Scheibe eine der schwächsten von LED ZEPPELIN.

Auf der Companion Disc findet sich erneut kein neues Material, aber wie gewohnt sind die alternativen Mixe und Versionen bislang unveröffentlicht und ein weiteres Mal ein entscheidendes Kaufargument  – wenn auch nicht mehr so deutlich wie bei den ersten drei Wiederveröffentlichungen. Die Rough/Working Mixes von "No Quarter", "The Crunge", "Dancing Days" und "The Ocean" klingen tatsächlich rauer, unbearbeiteter und damit ein bisschen sympathischer als die Originalversionen, was (einmal mehr) auch der Tatsache geschuldet sein dürfte, dass man die Nummern allesamt in- und auswendig kennt und selbst kleinste Veränderungen für Abwechslung sorgen.

Wie immer ist es aber dann am spannendsten, wenn sich Songs etwas gravierender als nur in Details von den ursprünglichen Versionen unterscheiden, wie etwa "Over The Hills And Far Away" als Guitar Mix Backing Track (also Instrumental) oder "The Rain Song" mit etwas weniger Keyboard-Einsatz. Auch "The Song Remains The Same" als Guitar Overdub Reference Mix (wirklich interessant, wie detailliert die Mixe beschrieben sind, statt sie einfach als Instrumental zu bezeichnen ...) unterscheidet sich deutlich von der bekannten Version und bietet eingefleischten Fanatikern viele Details zum Neu-Entdecken.

Dem Klang des Remasters ist einmal mehr anzuhören, wie akribisch Page an der Wiederaufbereitung gefeilt hat. Auch 40 Jahre nach seiner Veröffentlichung klingt "Houses Of The Holy" extrem lebendig und erdig. Und ja, auch besser als das Remaster von 1994!

Trotz eines Durchschnitts-Tracks und zwei Ausfällen ist "Houses Of The Holy" mit fünf Ausnahmesongs Pflichtprogramm, zumal auch nach Jahrzehnten noch die zeitgemäße Produktion, die Jimmy Page in dieser Version erst recht unsterblich gemacht hat, begeistern kann. Ganz so scheinend wie die Vorgänger ist das fünfte Studiowerk aber leider nicht.