Noch immer ist die Mucke der Finnen schräg, eine Mischung aus THE DOORS-Entrückung, Psychedelic-Geknarze und okkulter Verderbtheit. Aber während der Vorgänger „Ihminen“ auf ganzer Länge dann doch Schwächen zeigte (beim Debüt hab ich mich letztens erst gefragt, warum ich es überhaupt besitze – schwer zu ertragen), ist „Kristalliarkki“ bei allen Ecken und Kanten doch deutlich runder. Das zeigt sich vor allem in den getrageneren Momenten, allen voran dem 15-minütigen Titelsong. Erstmals schaffen es SEREMONIA, mit repetitiven Elementen zu faszinieren statt latent zu langweilen.
Zum Glück klingen sie trotzdem noch gefährlich. Sie haben ihre punkige „Leck-mich"-Attitüde behalten, spielen nicht sauber, aber von Herzen und brettern immer noch gern mit Vollgas durch die Taiga. Hinzu kommen die nach wie vor finnischen und somit für die meisten Hörer seltsam klingenden Texte. Richtig singen kann die Sängerin auch noch immer nicht – zum Glück, denn sie ist eine wichtige Facette im rauen Sound.
An SEREMONIA werden sich wohl weiterhin die Geister scheiden, ich erinnere mich an einen höhnischen Zweizeiler in Deutschlands neuestem Metal-Mag. Wer es jedoch schräg mag und seine bärtigen Freunde gern mit unbekanntem Shit überrascht, kommt hier noch mehr als vorher auf seine Kosten.
Psychedelisch, rough, finnisch – SEREMONIA sind sich treu geblieben. Auf ihrem dritten Album „Kristalliarkki“ liefern sie ziemlich genau den Sound ab, an den man sich mit den ersten beiden Streichen gewöhnen konnte. Nur eine Spur besser sind sie geworden.
Helge
Stile: Doom Metal, Black Metal, Post Rock, Stoner, Prog
Bands: My Dying Bride, Opeth, Nachtmystium, Saint Vitus, Genesis