Ghost - Meliora Tipp

Ghost - Meliora
    Occult Heavy Metal

    Label: Spinefarm Records
    VÖ: 21.08.2015
    Bewertung:8/10

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GHOST. Selten hat eine Band die Musiklandschaft der letzten Jahre so extrem in zwei Lager gespalten. Die einen vergöttern die Band als die Heiligen des okkulten bösen Retro-Metals, die anderen hassen sie und sehen sie als klanglosen Abklatsch vergangener Rocktage. Das ist den sechs geheimnisvollen Musikern aber offenbar egal – sie gehen weiter unbeirrt ihren Weg.

Und so veröffentlichen GHOST 2015, zwei Jahre nach ihrer für mich enttäuschenden Cover-EP, ihr neues Werk „Meliora“. Das geschieht natürlich nicht, ohne dass die fünf "nameless ghouls" ihren neuen Sänger "Papa Emeritus III" bei einer Show in Lincopie, Otrogathia, am 20.Mai live vorgestellt haben. Die Musiker verstehen sich definitiv darauf, sich in Szene zu setzen.

Musikalisch darf man trotz des Sängerwechsels nichts völlig Neues erwarten. GHOST bleiben sich bei den neuen zehn Songs selbst treu und klingen nach wie vor wie GHOST: also nach okkultem 80er-Hard Rock mit einigen Metalansätzen. Treibende und eingängige Riffs treffen auf schnörkellose und melodie-verliebte Soli, beides wird untermalt von einem treibenden Schlagzeug und einer spacigen Hammondorgel.

Einige Songs stechen allerdings mit hörbar anderen musikalischen Ansätzen heraus. Zum Beispiel kommt gleich der zweite Track "From The Pinnacle To The Pit" in einem unverkennbaren LED ZEPPELIN-Stil daher, während in dem Song "He Is" deutliche Einflüsse von IN SOLITUDE erkennbar sind. Bei einigen anderen Stücken kann man auch leichte THE DEVIL’S BLOOD-Anleihen heraushören. Immer wieder sind auch etliche Doom- bis sogar teilweise Thrash-Ansätze zu hören. "Meliora" klingt dadurch deutlich frischer, schneller und weniger tragend als die letzten Alben.

Wer GHOST verstehen will, muss seine Seele und seinen Glauben loslassen und ihnen durch spirituelle und musikalische Rituale in die Unendlichkeiten jeglicher Abgründe folgen. Dazu zitiere ich den Literaten Peter Beberga, der für die neue GHOST-Scheibe eine Art Prolog geschrieben hat:

„Rock and Roll existiert in zwei Welten: Der heiligen und der gottlosen. Die heilige Welt des Rock and Roll blickt auf vergangene Zeiten zurück, in denen die Menschen ihren Gott durch das Tragen von Masken und Tänzen unter heftigen Schmerzen durch ihre seelischen Vergiftungen huldigten. In der zweiten Welt existiert der Rock and Roll im Hier und Jetzt, als eine Ausdrucksweise von Rebellion, Sex, Macht und Ruhm. Im Reich der heiligen Welt ist der Stolz zerstört, wenn man Gott auf eine Ebene stellt mit sich selbst. In der weltlichen Welt hingegen sind Stolz und Selbstgefühl die treibenden Kräfte. Das erklärt den ewigen spirituellen Konflikt beider Welten: der Wille der Götter gegen den der Menschen. Diejenigen, die gleichermaßen die heilige und weltliche Welt betreten können, sind in der Lage diese zu ändern.“

Genau danach klingt "Meliora". Mir gefällt das neue Werk von GHOST. Doch wieder wird die Musiklandschaft zwiegespalten sein ... und das ist auch gut so.